Treffen wir immer richtige Entscheidungen?

Treffen wir immer richtige Entscheidungen?

26. Oktober 2018 1 Von susanne

In diesem Artikel heute geht es mal nicht um mich, sondern um meine Mutter.

Merkelzellkarzinom

Im letzten Jahr im Mai bekam sie die Diagnose eines Merkelzellkarzinoms, ein sehr bösartiger Hautkrebs, der laut den klinischen Erfahrungen sehr schnell metastasiert. Schon im Sommer machte sich die erste Metastase bemerkbar, die dann aber auf Grund einer zwischenzeitlichen Lungenembolie erst im November operiert und dann bestrahlt werden konnte. All das hat meine Mutter mit ihren 80 Jahren sehr gut überstanden, hat sich immer wieder aufgerappelt und Pläne gemacht. Davon war ich jedes Mal beeindruckt.

Dann zum Zeitpunkt meiner Diagnosestellung im Juni diesen Jahres hatte sie gerade die zweite Metastase in der Brust. Es war die Zeit, dass wir manches Mal parallel im Klinikum Südstadt ein und aus gingen. Sie hatte sich dann entschlossen, die eine Brust abzunehmen. O-Ton meines Vaters: „Sie hat ja noch eine…“. 🙂 Auch diese Operation verlief ohne Komplikationen und mit schneller Erholung. Am Tag der Entlassung ging sie erst mal gleich zu einem 3-stündigen Kaffeekränzchen. Da hab ich so bei mir gedacht, dass muss ich erst mal nachmachen mit 80 Jahren… 🙂

Kontrolluntersuchungen

Nun hatten wir letzte Woche beide unsere Kontrollen und leider fiel der von meiner Mutter nicht so gut aus, wie bei mir. Ohne jeglichen Symptome hat sich ein großer Tumor hinter dem Brustbein gebildet. Dieser ist nun untersucht und punktiert worden, aber es wäre ein Wunder, wenn es keine Metastase des Merkelzellkarzinoms ist. Hisologie steht noch aus. Zusätzlich hat man im CT jetzt in dem Bereich der Venen im oberen Brustkorb noch eine Thrombose festgestellt.

Das Ausmaß der ganzen Herausforderungen in diesem Jahr, das es für meine Mutter bedeutet, kann ich mir kaum vorstellen.

So wird es nun also bei ihr wieder auf Bestrahlung und dann mit nachfolgender Immuntherapie hinauslaufen. Sie ist ziemlich deprimiert, macht es aber auf ihre Art wieder ziemlich gut. Auch wenn ich ihr kaum eine von meinen Begleittherapien „schmackhaft“ machen kann, so sagte sie doch heute, sie will auf den Zucker im Tee verzichten. Das ist doch schon mal was!

Wie geht man damit um, wenn man es anscheinend „besser weiß“ und glaubt, sie müsste doch „mehr“ für sich machen?
Darauf gibt es nur eine Antwort:

Ohne Urteil und gütig.

Woher soll ich wissen, was für sie das „Beste“ ist? Ich kennen nicht ihr Lebenskonzept, ihr Verständnis und ihre Idee vom LEBEN.

Wenn wir Entscheidungen treffen, wissen wir dann, ob sie richtig sind?
Natürlich sind sie das, sonst hätten wir uns ja anders entschieden. Für diesen Augenblick und mit unserer jetzigen Kenntnis und Erfahrung sind sie richtig.  Deshalb sind auch Gram oder Schuldgefühle über sogenannte „falsche“ Entscheidungen einfach nur Energieverschwendung. 🙂 Ich kann mich doch heute wieder neu entscheiden. Manchmal mit erheblichen Konsequenzen, das ist wohl wahr. Jedoch ist das auch der Lernprozess, der mich achtsamer und demütiger werden lässt, um nicht vorschnell und unbewusst Entscheidungen zu treffen.

Wann treffe ich Entscheidungen?

Immer im HIER und JETZT. Ansonsten kostet es viel LEBENSzeit und LEBENSenergie, wenn wir uns über „ungelegte Eier“, also Situationen in der Zukunft,die noch nicht da sind,  Sorgen oder zu viele Gedanken machen.
Worte, wie „sollte, müsste, könnte, würde…“ sind Antreiber des Gedankenkarussells.
Natürlich bedeutet dies nicht, dass ich den Kopf in den Sand stecke und resigniere.

Ganz im Gegenteil: Entspannt, wach, achtsam, lebendig, Informationen sammeln und die Entscheidung treffen, wenn sie dran ist.

So hilft mir auch hier das LEBEN, meine Mutter gut zu begleiten in Liebe und Vertrauen.
Alle meine guten und heilsamen Gedanken begleiten sie, ohne dass ich ihr „Ziel“ kennen muss und ohne ihr meine Erwartung aufzudrücken. Das ist die beste Unterstützung, die ich ihr geben kann.
Sie wird die richtigen Entscheidungen für sich treffen. 🙂

Danke für Dich, Mama. Und alles Liebe.