Carpe diem – Nutze (je)den Tag

Carpe diem – Nutze (je)den Tag

4. April 2024 9 Von susanne

 Es wird Zeit, dass ich mich wieder melde. Fast zwei Jahre habe ich den Blog „vernachlässigt“, was aber auch bedeutet, wie eine Betroffene mir gerade in einer Email schrieb: „…vielleicht haben Sie Ihren Blog und die damit verbundene, herausfordernde Zeit und Gedanken hinter sich gelassen…“

Ja, gut drei Jahre konnte ich die ganze Geschichte hinter mir lassen. Und jetzt tue ich mich schwer, den Blog wieder zu aktivieren. Ich würde so gerne schreiben, es ist alles in Ordnung. Ich möchte weiter Hoffnung machen. Und ich will auch ehrlich sein. Und schon beim Schreiben dieser paar Zeilen, merke ich, wie wichtig dieses Schreiben auch für mich ist. Die Tränen kullern, ich bin wieder da.

Also los: Was ist passiert?

Wir leben ja nun seit gut zwei Jahren auf Sansibar. Es war und ist eine sehr gute Zeit, eine anstrengende Zeit, eine lebendige und intensive Zeit. Es ist nicht einfach, eine völlig neue Existenz in einem (sehr) fremden Land aufzubauen. Wir fühlen uns wohl hier, lieben die Menschen und deren Zusammengehörigkeitsgefühl, die Lebendigkeit und die Farben des Lebens, des Indischen Ozeans und der Natur. Und ja, ich vermisse auch einiges: Unter anderem mal über den Rostocker Wall oder am Hafen spazieren gehen, „mein“ Kühlungsborn und das all sonntägliche Treffen zum Tanzen, mit „Julchen“ segeln und unsere Seminare.
Und natürlich Menschen, wie meine Familie, liebe Freunde, Patienten und Kollegen.
Ich vermisse Umarmungen, die in Deutschland deutlich häufiger waren.
Trotz alledem war die Entscheidung hierher zu kommen, JETZT Heilplatz richtig und gut, da ist kein Zweifel oder „hätte, hätte“.

Und wir haben einen wirklich wunderbaren Heilplatz gefunden. Und dieser Heilplatz hat nun schon seinen ersten Klienten seit einiger Zeit: Mich.

Wie ging es los?

Mitte August letzten Jahres bekam ich komischen Husten und beim Atmen entstand ein pfeifendes Geräusch beim Einatmen. Wir waren gerade umgezogen und dort (noch Baustelle) war jeden Tag massiv Staub. Hab mir also erst mal eine Auszeit genommen und bin für 6 Wochen noch mal ausgezogen, wo kein Staub ist. Es änderte sich nichts. Schon seit 2021 (nach meinem Arbeitsversuch in der Praxis) bin ich ziemlich schlapp und häufig erschöpft, was prinzipiell kein Problem ist, wenn ich meinen Tagesablauf darauf einstelle. Im September stellte sich dann auch ein Gefühl ein, nicht richtig durchatmen zu können. Das Ganze hat mich dann noch zusätzlich geschwächt und hat mich dann mehrere Tage ins Bett gezwungen, mich völlig fertiggemacht und ich bin dann auch zum Röntgen gefahren. Befund: Nichts. Nach Absprache mit einem befreundeten Kollegen hab ich dann trotzdem Antibiotika genommen unter der Verdachtsdiagnose einer Lungenentzündung. Keine Veränderung.

Nächster Schritt: Ich lass mal Blut abnehmen. War auch alles in Ordnung, bis auf den Wert für eine Lungenembolie (D-Dimere), also eine Verstopfung der Lungenarterien. Okay, dachte ich, das passt auch. Nicht gut, aber behandelbar. Und tatsächlich habe ich auf Sansibar eine Poliklinik gefunden, die eine Computertomografie mit einer Gefäßdarstellung (also Kontrastmittel) macht. Diese Untersuchung fand dann im Oktober statt. Der Befund war zunächst niederschmetternd, weil hier der Verdacht auf einen Lungenkrebs geäußert wurde.

So, dann stand natürlich die Frage, was nun tun?

Die Entscheidung fiel eigentlich ziemlich schnell. Ich werde keinen weiteren Schritt in diese Richtung gehen. Keine Abklärung, keine schulmedizinische Therapie, nichts. Es hatte mehrere Gründe. Der Wichtigste war: Ich habe nicht die Kraft und Energie dafür. Meine Erschöpfung und Schwäche würde mich dieses Mal diesen Weg nicht durchhalten lassen. Ich bin zu kaputt dafür. Noch dazu müsste ich dafür von Sansibar aufs Tansania Festland reisen, dort in ein Krankenhaus gehen und nicht wissen, wann ich wieder auf die Insel zurückkehre.

Ich habe hier meinen Heilplatz gefunden und bleibe hier. Carpe diemNun darf er schon mal zeigen „was er kann“ als Heilplatz. 🙂

D.h. nicht, dass ich NICHTS tun werde. Nur werde ich hauptsächlich den Focus darauf legen, mich zu stärken, mein Immunsystem zu stärken, dem Leben zu vertrauen und natürliche Mittel (unser Heilplatz hat auch jede Menge natürliche Heilkräuter, dazu später mehr) einzunehmen.
Was sind die besten Heilmittel: Lieben, Lachen, Leben. Carpe diem.

Ich gebe keinerlei Energie in den „Befund“, sondern alle meine noch verbliebene Energie in mein Leben. Ins Atmen, in die Freude und die Gelassenheit. Davon brauche ich eine große Portion, denn „nicht richtig atmen können“, ist ein Sch… Gefühl. Bis Ende des Jahres war mein Befinden ziemlich wechselnd, mal hörte auch das Pfeifen auf, mal ging es mir ziemlich gut, dann wieder nicht so. Ich denke, ich kann das alles gut „verarbeiten“ inzwischen. Jedoch geht es einfach an die Grenzen der Kraft. Ich bin einfach fertig. Und nehme es so an, wie es ist

Ende des Jahres bekam ich hohes Fieber, noch mal Antibiotika. Und dann ein paar Tage später hustete ich plötzlich ein größeres Gewebeteil ab. Hier auf der Insel war keinerlei histologische Untersuchung möglich. Meine Mädchen kamen mich gerade im Januar besuchen und so konnte ich es nach Rostock in das Labor verbringen, das auch sonst alle meine Untersuchungen gemacht hat.

Dieser Befund bestätigte zwar nicht den Lungenkrebs, aber bestätigte eine Metastasierung (Absiedlung) meines „alten“ Rektumkarzinoms in der Lunge. Keine Ahnung, was „besser“ wäre und ich beschloss sofort wieder, dort keine Energie, keine Angst und keine Aufmerksamkeit hinzugeben. Vielleicht habe ich auch deshalb so gezögert, diesen Artikel zu schreiben, weil es ja eine Art von Aufmerksamkeit dahin ist. Ich werde ab jetzt auch nur wieder über das LEBEN schreiben. Es ist manchmal nicht ganz einfach, wenn ich nicht richtig atmen kann oder blutigen Auswurf habe. Da hilft nur: Hinsetzen, zur Ruhe kommen, meditieren, Atemübungen machen und still werden.

LEBEN findet immer JETZT statt.

Wie oft stand dieser Satz wohl schon in diesem Blog?
Also, Ärmel hochkrempeln :-), lächeln, (Krönchen aufsetzen)  und LEBEN.

Danke, dass Ihr mich weiterhin begleitet und unterstützt.
Ich weiß um Eure guten Gedanken und ich kann sie jetzt wirklich gut gebrauchen.
Ich freue mich auf ein neues Stück gemeinsamen Weges.

Und ich habe eine Bitte: Diese Zeilen werden viele betroffen machen, sie werden vielleicht Angst, Traurigkeit und Resignation hervorrufen. Welchen Wolf in uns wollen wir füttern? Lasst uns zum Wohle aller Beteiligten Dankbarkeit, Lebensfreude, Demut und Mitgefühl teilen.

Und allen, die gerade ähnliche Herausforderungen zu bewältigen haben: Du bist nicht allein!
Triff Deine Entscheidungen mit einem ruhigen Herzen, mit Vertrauen ins Leben und dem Wissen, dass Du Dich morgen auch anders entscheiden kannst. Es gibt kein Richtig oder Falsch.
Es gibt nur JETZT.

PS: Im nächsten Artikel werde ich dann mal wieder berichten, womit ich mir wieder Unterstützung und meine „Therapie“ hole.

PPS: Es gut mir gut nach dem Schreiben dieses Artikels. Er war nötig….