Fast ein Jahr nach der Stoma-Rückverlegung

Fast ein Jahr nach der Stoma-Rückverlegung

12. August 2020 11 Von susanne

Hallo miteinander,

ja, jetzt ist es schon fast ein Jahr nach der Stoma-Rückverlegung.
Wie die Zeit vergeht…. und schon so lange keinen Beitrag mehr geschrieben.

Ich arbeite wieder in der Praxis. Erst ab Mai zwei halbe Tage, dann hat es mich im Juni noch mal mit einer Gürtelrose erwischt und ab August jetzt möchte ich meine Sprechzeiten erweitern.
Es macht mir wieder viel Freude, mit und für Menschen zu arbeiten. Und ich kann es noch! 😉
Zunächst arbeite ich ohne Personal, weil einfach das Risiko, von heute auf morgen auszufallen, doch noch zu groß ist.

Die Herausforderung dieser Zeit besteht darin, mein sonstiges Gesundheitsprogramm nicht zu vernachlässigen: Spaziergänge, Qigong, sportliches Training, gute Laune und Kreativität.
Neben der Praxis wollen auch die Heilfasten-Seminare „wieder-belebt“ werden, nachdem auch sie Corona zum Opfer gefallen sind. Auch unsere Fortbildungen für Ärzte und Therapeuten, wie „Stress über Bord“.

Das alles braucht auch Zeit.

Neben der Praxis bin ich auch im Mai in die Berufspolitik „reingerutscht“ und setze mich in der Ärzteschaft für einen interdisziplinären und kollegialen Diskurs über Corona und Folgen, die Maßnahmen und deren Folgen und unsere Berufsordnung ein.

Meine Ansicht und Sorge besteht darin, dass es (auch vorher) schon zu viel Einmischung in die Arzt-Patienten-Beziehung seitens der Wirtschaft gab und nun diese Problematik erst recht an die Oberfläche kommt. Unser Vertrauensverhältnis zum und vom Patienten ist unser höchstes Gut.

Aus unserer Berufsordung:

§ 2 Allgemeine ärztliche Berufspflichten
(1) Der Arzt übt seinen Beruf nach seinem Gewissen, den Geboten der ärztlichen Ethik und der
Menschlichkeit aus. Er darf keine Grundsätze anerkennen und keine Vorschriften oder
Anweisungen beachten, die mit seiner Aufgabe nicht vereinbar sind oder deren Befolgung
er nicht verantworten kann.
(2) Der Arzt hat seinen Beruf gewissenhaft auszuüben und dem ihm bei seiner Berufsausübung
entgegengebrachten Vertrauen zu entsprechen. Er hat dabei sein ärztliches Handeln am
Wohl des Patienten auszurichten. Insbesondere darf er nicht das Interesse Dritter über das
Wohl der Patienten stellen.“

Dafür setze ich mich ein.

Ein Jahr nach der Stoma-Rückverlegung

Grundsätzlich: Es geht mir gut, auch wenn nicht immer alles gut ist.
Und es gibt solche und solche Tage, aber das geht wohl jedem so.
Wenn ich in diesem Jahr in Kühlungsborn an den Strand und baden gehe, dann freue ich mich immer wieder über meinen „heilen“ Bauch. Die Narben erinnern an die Operationen und an den Beutel, den ich noch letztes Jahr mit an den Strand getragen habe. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man das alles vergessen kann, bzw, dass dann ohne Beutel die „neue Normalität“ ist, nachdem man sich 9 Monate mit dem Stoma arrangiert hatte.

Okay, für die, die es konkret interessiert: Reden wir mal wieder über Kacken. 🙂

Es ist schwierig herauszufinden, was ich vertrage und was nicht. Es gibt Tage mit fürchterlichem Durchfall. Kommt vielleicht so 2-3x im Monat vor. Danach fühle ich mich immer wie ausgelaugt. Das Schöne daran, danach ist 1-2 Tage ganz Ruhe mit Stuhlgang.

Es gibt Tage mit häufigem Stuhldrang. Das ist nicht nur lästig, sondern auch sehr unangenehm für den Po,  der dann irgendwann gereizt ist.Irgendwie kommt man nicht von der Toilette weg, alle Viertelstunde drückt es und es kommen kleine Köddel. Es beruhigt sich meist nach einer Nacht.

Und komisch: Gerade wenn ich abends ins Bett gehe, stellen sich nach dem Hinlegen manchmal Bauchschmerzen ein. Und es gehen Winde ab.

In der Regel hilft bei (fast) allem: Tee und Wärme.
Alles in allem hat es mich im Alltag noch nicht so belastet und beeinträchtigt, war immer alles zu händeln und ging vorüber.

Empfehlungen nach der Stoma-Rückverlegung

Zwei Empfehlungen kann ich aus eigener Erfahrung gut geben:

Bitte unbedingt Beckenbodentraining machen und das schon noch mit Stoma. Ich bin immer noch meiner Therapeutin auf der Reha sehr dankbar und denke an viele Sätze, die sie uns auf den Weg mitgegeben hat. Wenn ungewollt Winde und Pupse abgehen, ist es höchste Zeit, sich um den Beckenboden zu kümmern.

Zweitens sollte man sich unbedingt Ruhe und Zeit gönnen bei dem morgendlichen „Geschäft“. Wenn ich morgens mal keine Zeit habe, gleich los muss oder in die Praxis, dann kann es schon mal in den nächsten Stunden unangenehm werden.
Der morgendliche Stuhlgang kann sich schon mal hinziehen in mehrere Portionen. Und manchmal auch noch mal nach dem Aufstehen vom Klo. Aber wenn die Stuhlentleerung morgens gut geklappt hat, ist auch meist der Tag in Ordnung.

Ernährungstechnisch habe ich bei allen Beschwerden nie so richtig einen Zusammenhang sehen können. Gut, ich bin jetzt sowieso kein Fan von Fastfood und  so richtig ungesunder Ernährung. Aber ich habe nie herausgefunden, ob es bestimmte Nahrungsmittel sind, die die Beschwerden verursachen. Am ehesten ist es dann doch noch eine nicht geregelter, unruhiger Tagesablauf, der zu Beschwerden führt.

So, diese letzten Abschnitte waren und sind wohl nur oder eher für „Insider“.
Jemand, der nicht betroffen ist, kann damit nichts anfangen, findet es vielleicht peinlich und abstoßend. Jedoch aus eigener Erfahrung weiß ich auch, dass man als (ehemaliger) Stomaträger über jeden Rat dankbar ist. Und Erfahrungsberichte über Stoma-Rückverlegung und die Zeit danach helfen, die eigenen Beschwerden besser einzuordnen und zu bewerten.

Letzte Woche war ich mal wieder im PET-CT. Ergebnis hab ich noch nicht. MRT im Juli war in Ordnung. Also meine Leber frei von Metastasen. Hatte sie überhaupt welche…? 😉