Was für ein Tag!

Was für ein Tag!

10. Dezember 2018 0 Von susanne

Ja, ich will Euch mal auf dem Laufenden halten. Einige haben mich ja heute schon angesimst und ich war recht schweigsam. Innere Prozesse brauchen manchmal auch ein bisschen Stille… 🙂

Es war ein komischer Tag heute. Schlecht geschlafen, viele  Gedanken und auch Hitzewallungen nachts (bekomme ich seit der Bestrahlung regelmäßig, da haben sie mir wohl auch meine Eierstöcke „stillgelegt“ – okay, damit kann ich recht gut leben).

Ich bin noch immer am Informationen sammeln. Dazu habe ich heute noch mal einen Termin mit einer Chirurgin. Endaussage: „Wir operieren in Ihrem Fall auf jeden Fall.“ Wir besprechen auch Operationsmethoden.

Ich frage nach den Konsequenzen, Folgen, Nachwirkungen. Da gibt es das Kürzel LARS („Low Anterior Resection Syndrome“). Dazu gehören alle funktionellen Störungen der Stuhlentleerung nach der Operation, solche Probleme wie Stuhldrang, Stuhl nicht halten können, gehäufte Stuhlentleerung, von den Störungen der sexuellen Funktionen mal ganz zu schweigen.

 Hier findet man eine gute Übersicht dazu.

Klar könnte man jetzt dagegen halten: Es geht doch ums Überleben hier, da sollte man die Nebenwirkungen einfach mal akzeptieren. Und genau hier ist meine Frage nach dem ÜberLEBEN. Geht es wirklich hauptsächlich um LEBENsjahre oder (auch) um LEBENsqualität? Was hat die größere Wertigkeit? Und ich bin ein bisschen erstaunt über das teilweise Unverständnis mancher Kollegen, diese Dinge zu hinterfragen. Die meisten Patienten werden „einfach operiert“, weil es die Leitlinien nun mal so vorgeben. Ich will gar nicht behaupten, dass das nur schlecht ist. Leitlinien sind wenigstens etwas, an denen wir uns in dem Feld der Möglichkeiten des Lebens entlang hangeln können. Und natürlich bringen meine vielen Fragen und Überlegungen erst mal Unruhe rein.

Darum geht es mir auch nicht. Vielleicht ist es einfach nur der Satz, den ich in der Medizin oftmals vermisse: „Ich verstehe Sie …“

Genau dieser Satz oder dieses Gefühl von Angenommen und Verstanden werden, hat dann später letztlich dazu geführt, dass dann heute doch noch mal die Rektoskopie mit Biopsie stattgefunden hat.

Aber soweit sind wir heute noch nicht. Ich verlasse also meinen ersten Termin, um zur Spiegelung zu fahren. 5 Minuten vor der Praxis bleibt mein Auto an einer Ampel einfach stehen und springt nicht mehr an. 🙂
Was soll das? Sollte ich doch nicht noch mal zu dieser Untersuchung? War die Aussage der Chirurgin nicht klar genug? Ich komme ins Zweifeln… 🙂

Also, ADAC anrufen. Die „gelben Engel“ kommen gleich, Starterkabel und er springt an. Lichtmaschine oder Keilriemen soll kaputt sein, wir fahren in eine Werkstatt. Inzwischen habe ich schon in der Praxis angerufen. Ich kann also auch später kommen. Hugo kommt mit einem anderen Auto zur Werkstatt und fährt mich erst mal zur Praxis. Irgendwie bin ich ziemlich fertig heute und ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Was soll ich tun? Ich will einfach nur noch nach Hause. Ich will aber auch Gewissheit und will das endlich hinter mich bringen. Ich gehe zum Tresen und frage unter Tränen nach einem anderen Termin. In diesem Moment treffe ich auf den Arzt. Beruhigende Worte, Verständnis und eine Hand reichen, dass ich mich ins Wartezimmer setze, anfange mich zu entspannen und da bleibe.

Später dann Einlauf und Untersuchung. Hier kann ich das erste Mal beide Befunde, Bilder direkt vergleichen. Er hat ja auch die Erstuntersuchung gemacht. Er ist erfreut und erstaunt über den Erfolg der Therapie. Später frage ich ihn, ob der Befund eher dem normal zu erwartenden entspricht oder darüber hinaus geht. Er meint, es ist schon sehr gut geworden! Leider werden komplementäre Verfahren immer noch zu wenig erforscht und dokumentiert.
Es werden Proben entnommen. Er beschreibt das Ergebnis als: „Bis auf kleinen erosiven Epitheldefekt Regredienz (Rückbildung) des vorbeschriebenen Tumors. Histo abwarten.“ Wir haben ein gutes Gespräch, wobei sogar auch er eher und viel mehr für die Operation spricht.

Jetzt wage ich trotzdem eine kühne These: Hängen sogenannte objektive Befunde vielleicht auch von dem inneren Zustand des Untersuchers, also des Betrachters ab????? Ich mag diesen Gedanken kaum weiterdenken…wir wissen so wenig… 🙂

Kurze Zusammenfassung des weiteren Tages:
– Weihnachts-Treffen im Heilkundezentrum- Wie könnte es dort 2019 weitergehen? Perspektive?
– Das Auto fährt übrigens wieder ohne zu Mucken und ohne weitere Reparatur … 🙂 Innehalten?
– Ein jahrelanger Freund meiner Eltern ist am Wochenende an den Folgen einer Darmkrebs-Operation verstorben. Achtsamkeit?

Was für ein Tag!!! Ich bin sehr müde, ich geh ins Bett. Gute Nacht!