Wie es zu Sansibar kam

Wie es zu Sansibar kam

27. Mai 2022 2 Von susanne

Der Ursprung, wie es zu Sansibar kam,  liegt schon über 10 Jahren zurück:

2011

Meine „kleine“ Tochter machte damals einige Volontär-Monate in Uganda, ich besuchte sie über Weihnachten und wir machten ein paar Tage „Urlaub“ auf Sansibar. Schon in diesem Moment hatte die Insel es uns angetan. Die wechselnden Farben des Blau-Türkis des Ozeans sind einfach unschlagbar. Zu diesem Zeitpunkt machten wir bereits Bekanntschaft mit dem deutschen Manager des Hotels, in dem meine Tochter mit den anderen Mädchen untergekommen war. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und auch wenn wir über die Jahre kaum Kontakt hatten, haben wir uns immer wieder an ihn und seinen „Haifisch-Witz“ erinnert. Unsere Seminarteilnehmer, insbesondere Fasten, werden sich an den Witz auch erinnern.

2017

Dann kam 2017 und wir waren mit einer Gruppe von Ärzten zu unserem Fortbildungs-Seminar „Reif für die Insel“ auf Sansibar. Natürlich haben wir unseren Freund wiedergetroffen, mit ihm gequatscht und sind dann wieder abgefahren. Witziger weise war er auch Bauleiter des Hotels, wo unser Seminar stattfand. Es gab also immer wieder Berührungspunkte.

2019

Dann kam 2019 und irgendwie verstand ich die Welt nicht mehr. All meine ärztlichen Grundsätze wurden mit den Füßen getreten, Fragen durften nicht gestellt werden und meine eigene Ärztekammer zog mich durch den Kakao. Fürs Fragen stellen und Kritik äußern bekam ich Morddrohungen.
Es war und ist aber auch eine Zeit des Erwachens, des Lernens und des Vergebens. Vergeben hat nichts mit „Friede-Freude-Eierkuchen“zu tun. Ganz im Gegenteil: Es benötigt eine kraftvolle Entscheidung für Lebendigkeit, Menschlichkeit, Freiheit und die Fähigkeit berechtigten Hass, Wut und Zorn in Frieden umzuwandeln.

2021

Und mit einmal tauchte Sansibar wieder auf. Im Februar 2021 buchte ich einen Flug dorthin, mit der Idee: Entweder es ist wirklich schon so gruselig in DE, dass wir (eine längere Zeit) bleiben oder wir machen mal 2 Wochen Erholungsurlaub. Mein erster Satz im Tagebuch „Es ist so unglaublich normal hier.“ Schon am 2. Tag finden wir beim Strandspaziergang ein Haus mit dem Schild davor „To sale“. Wir kommen mit dem Eigentümer ins Gespräch und es ist der Beginn von Verkaufsverhandlungen. Ich hatte mich sofort in dieses Haus verliebt und sah mich schon jeden Morgen friedlich auf der Terrasse den Sonnenaufgang betrachten.

Nichtsdestotrotz waren die 2 Wochen gefüllt mit Gesprächen mit Deutschen, die hier leben, Grundstücke besuchen, mit Anwalt sprechen und Insel erkunden. Unter anderem gab es das Angebot zweier Grundstück direkt neben dem Haus unseres langjährigen Freundes. Wir wussten dies aber zu diesem Zeitpunkt nicht. Und so wie das Leben uns begleitet, kam er mit einmal im Auto angefahren. Es gab eine sehr herzliche Begrüßung. Wir hätten ihn nicht ansonsten wohl nicht getroffen, weil sein Hotel inzwischen geschlossen war und wir sein Haus nicht kannten.

Das Leben begleitet uns

Wir sind dann erst mal wieder abgefahren mit dem festen Vorsatz, das Lieblingshaus am Strand im Herbst zu kaufen. 5 Tage vor Abfahrt hatte mein Vater einen Oberschenkelbruch, war operiert worden und lag in der Klinik. Mit dem Knochenbruch war wohl auch sein Lebenswille „gebrochen“. Ich holte ihn vorzeitig aus der Reha, weil da wirklich überhaupt nichts passierte und auch, weil ich das Gefühl hatte, er will einfach nicht mehr. Er starb dann sehr friedlich am Tag nach dem Geburtstag meiner Mutter, auf die wir am Vorabend noch mit einem Sekt angestoßen hatten.

Er hat mich im wahrsten Sinne des Wortes „freigelassen“, weil die Monate danach für mich sicher anders verlaufen wären.

Anfang September sind wir dann wieder nach Sansibar geflogen. Letztlich ist es dann durch verschiedene Umstände und Überlegungen doch nicht das Strandhaus geworden. Wir schauten uns in den 2 Wochen nochmals wohl rund 20 Grundstücke und Häuser an und fanden letztlich „unseren Platz“ im ruhigen Süden der Insel.

Mit Unterstützung des Anwaltes und unseres Freundes wurde noch schnell vor meiner Abreise eine Firma gegründet. Hugo blieb dort um den Kauf zu regeln. Viel Papierkram ist zu bewältigen und jetzt, da ich den Artikel schreibe (Mai 2022), ist der Kauf immer noch nicht ganz abgeschlossen. Derweil hatten wir eine neue Bleibe im Haus einer Schwedin in der Nähe von unserem neuen Grundstück gefunden. Ich kam Ende Oktober wieder nach Sansibar, wollte bis Ende des Jahres bleiben. Mein Gefühl sagte mir dann doch früher zu fliegen. So kam ich Anfang Dezember zurück und dann begann der endgültige und vollständige Loslass-Prozess von Deutschland. Diese Zeit habe ich ja schon im vorletzten Artikel beschrieben.

Auswandern?

Es gab eigentlich nie DIE Entscheidung, wir wandern jetzt aus. Sondern haben uns in jedem Moment vom Leben führen und leiten lassen. Ein Schritt folgte dem nächsten, ohne dass wir den übernächsten kannten. Wir wurden gefragt: „Wollt Ihr denn da jetzt für immer bleiben?“
Was ist denn heutzutage für „immer“? Wir sind JETZT HIER und was das Leben uns bietet, davon lassen wir uns (wie immer) überraschen. DE fühlt sich zurzeit nicht richtig an. Ich habe das Gefühl, ich bin dort nicht erwünscht. Auch wenn es mir um meine Familie, Kinder und Enkelkind leidtut. Ja, auch unsere Familie ist ein Opfer dieser Zeit geworden.

Vom Container hatte ich ja auch schon berichtet: Nach gut 3 Monaten soll er also nächste Woche endlich ankommen. Ein neues Abenteuer!