Operation JA oder NEIN?
Hallo miteinander, da bin ich mal wieder:
Eigentlich sollte dieser Beitrag „Die Woche der Wahrheit“ heißen.
Wie weit wir in der Medizin jedoch häufig von Wahrheit entfernt sind, ist mir diese Tage sehr bewusst geworden.
Es geht mit Montag los:
26.11.2018
13.30 Uhr
Und schon wieder Kontroll-MRT. Ich sitze im Wartezimmer der Radiologie. Heute fühlte sich der Gang durch die Klinik richtig unwirklich an. So unnötig und fremd, obwohl ich ja nun schon einige Male hier saß. Kann sein, dass ich hier nicht mehr hingehöre…
Auch die Hyperthermie heute hat wieder gestreikt, so dass wir beschlossen haben, mein Körper braucht sie nicht mehr. Ist alles in Ordnung??
Es ist die Woche des Re-Staging. Mittwoch ist dass Rektoskopie und Endo-Sono. Und Donnerstag Ultraschall und Röntgen bei einer befreundeten Kollegin.
Das Ergebnis vom MRT bestätigt den Befund aus dem Oktober.
Für den Radiologen ist kein tumorverdächtiger Bereich zu sehen.
Dienstag, 27.11.2018
Mein Vater bringt meine Mutter heute in die Strahlenklinik für ihre letzten 5 Bestrahlungen. Sie ist sehr schlapp geworden und kann sich auch nicht richtig damit „anfreunden“. Auch ich hatte ihr gestern schon vorgeschlagen, sie soll doch die letzten Tage auf Station gehen. Da ist mehr Ruhe, keine Fahrerei hin und her und keine Verpflichtung im Haushalt. 🙂 Sie ist sehr unglücklich darüber, weil sie wollte „nie“ in die Strahlenklinik.
Mittwoch, 28.11.2018
Heute also zur Endo-Sonografie und Rektoskopie. Kleiner Einlauf und dann geht´s los.
In der Rektoskopie ist ein „Tumorrest“ zu sehen, jedenfalls ein Befund in der Darmwand, dort wo der Tumor saß:
„optisch ulkusartiger Tumorrest mit Randwall“
Der Befund in der Endo-Sono lautet: „in der EUS einem T2 entsprechend, wobei es Einschränkungen in der Beurteilbarkeit nach RCT gibt, keine LK erkennbar“
Und auf Grundlage dieser Befunde soll ich nun meine Entscheidung für eine Operation treffen???
Auch im Internet gibt es immer wieder Berichte, dass Patienten operiert wurden und im histologischen Befund keine Krebszellen mehr vorhanden waren. Gewiss, es gibt keine hundertprozentige Aussage und Sicherheit.
Danach besuche ich meine Mutter auf Station. Sie hat sich zum Glück gut eingelebt, fühlt sich dort ganz wohl und hat eine nette Nachbarin. Es war eine gute Entscheidung und es geht ihr dort wesentlich besser.
Donnerstag 29.11.2018
Heute morgen frühstücken wir mit einem auch an Krebs erkrankten Freund (metastasierender Lungentumor seit 2009), der sich gerade selbst aus der Universitätsklinik entlassen hat, weil er sich dort unzureichend informiert und zu wenig aufgeklärt fühlt. Immer wieder stelle ich fest, wenn wir (als Ärztin gesehen) es nicht schaffen, eine Beziehung zum Patienten aufzubauen, dann ist jede noch so gut gemeinte Diagnostik oder Therapie nur halb soviel wert und wirksam. Wir haben besprochen, wie er in meiner Praxis durch meine wunderbaren Vertretungsärztinnen weiter behandelt werden kann.
Dann fahre ich wieder zur Südstadt. Heute ist „nur“ Röntgen und Sonografie dran, um zu schauen, ob Metastasen da sind. Da bin ich mir ziemlich sicher, dass das alles in Ordnung ist. Den Ultraschall macht eine befreundete Kollegin. Auch wenn wir uns mehrere Jahre nicht gesehen haben, begrüßen wir uns herzlich und ich kann eben auch all meine Fragen stellen. Außer der großen Zyste in der Leber kann sie nichts weiter feststellen. Alles in Ordnung!
Auch bei meiner Mutter ist heute alles gut. Sie meint, als ich hinausgehe: „Vielleicht habe ich mir zu Hause doch zu viel zugemutet.“
Ich muss schmunzeln. Ja, manchmal müssen wir zur Ruhe „gezwungen“ werden… 🙂
Wie geht es nun weiter?
Jetzt ist also dran, noch weitere Informationen und auch Erfahrungswerte einzuholen. Ich kontaktiere Kollegen, mit denen ich schon im Juni mal gesprochen hatte, befrage natürlich auch das Internet. Es gab wohl gerade vor 2-3 Wochen einen hochkarätigen Vortrag eines Münchener Kollegen am Südstadtklinikum zum Thema „Watch and Wait“ beim Rektumkarzinom. Stephi hat mir den Vortrag zugemailt. Sicher ist es immer auch nicht ganz einfach, zu beurteilen, ob denn eine komplette Remission (kein Tumor mehr nachweisbar) vorliegt.
Ich rufe „meinen Onkologen“ an. Er schlägt vor, ein PET-CT zu machen und danach noch eine Biospie. Damit haben wir dann 2 Aussagen, ob Tumorzellen vorliegen. Inzwischen mag ich meinen Onkologen :-), auch wenn wir nicht immer gleicher Meinung sind, aber wir REDEN miteinander und achten und respektieren uns. Ich schätze sehr seine fachliche Meinung, jahrelange Erfahrung und Kompetenz und seine Bereitschaft, sich über die Leitlinien hinaus Gedanken zu machen.
Und ich werde meine komplementäre Therapie wieder intensivieren mit Hyperthermie vielleicht doch weiter, Vitamin-C- und Curcumin-Infusionen, Curcumin-Zäpfchen, chinesischen Kräutern, Mikroimmuntherapie, Qigong, Öl-Eiweiß-Kost und ausgedehnten Spaziergängen. Bisher habe ich zu diesen Aspekten noch gar nicht so viel geschrieben. Das soll sich jetzt ändern… 🙂