Reden wir mal über Kacken… :-)

Reden wir mal über Kacken… :-)

28. September 2018 1 Von susanne

Reden wir mal Klartext.

Es ist ein bisschen schwierig über diesen Abschnitt des Darmes und seine Funktionen zu schreiben, ohne irgendwie anstößig oder intim zu werden. Okay, ich werde das Wort mit SCH vermeiden, aber „Kacke“ geht, oder?

Das ist sowieso die passendste Antwort, wenn ich sagte, ich hab einen Enddarmkrebs…
“Kacke“ drückt so ziemlich alles aus, was damit zusammenhängt. Sogar Mitgefühl… 🙂

Und damit hat es ja auch angefangen,  dass mein Stuhlgang irgendwie anders wurde. Medizinisch nennt man das Bleistiftstuhl. D.h. der Stuhl wird schmaler ausgeschieden, wie dünne Stifte eben. Zwischenzeitlich war es ja auch wieder weg.

Bitte unbedingt abklären lassen,  wenn Ihr so was habt. Als Arzt denkst Du,  na komm, so dicke musst Du ja nun nicht auftragen und hast sogar Bedenken, Dich bei Deinem Kollegen zu blamieren, der Dich dann mit Hämorrhoiden wieder nach Hause schickt.

Dann kam irgendwie blutiger Schleim dazu und auch das wollte ich nicht sofort wahrhaben. Beim 2. Mal hab ich mir dann schnellstmöglich einen Coloskopietermin (Darmspiegelung) geholt.

Schön sieht so ein Darmkrebs auch nicht aus….

Jetzt nach gut einem Vierteljahr, nach der Bestrahlung und Chemotherapie (Nebenwirkung starker Durchfall) und den anderen vielen guten Dingen habe ich keinerlei Beschwerden mehr. Mein Stuhlgang ist dick wie immer und schon ewig ohne Blut.

Ich habe von Anfang an Qigong gemacht. Dabei gibt es eine Übung, die sich ähnlich wie vom Beckenbodentraining anfühlt. Den Beckenboden nach oben ziehen und den Bauch einziehen beim Einatmen. Dabei habe ich zu Beginn immer eine Verfestigung, wie eine Verwachsung innen am Steißbein gefühlt. Letztlich wuchs dort auch der Krebs. Ungefähr zur Hälfte der Zeit der Radiochemotherapie hat sich diese Verfestigung aufgelöst und es fühlt sich seitdem dort frei beweglich an.

Dieses Befinden deckt sich ja auch mit den Befunden, die es bei der MRT-Kontrolle gab. Nämlich,  dass er schon kleiner geworden ist.

Noch eins zu dem Thema: Seit dem Gespräch mit dem Chirurgen sitze ich jedes Mal sehr dankbar auf der Toilette, dass die Kacke den richtigen Weg nehmen darf. Angesichts der möglichen Perspektive eines künstlichen Darmausgangs ist das nämlich gar nicht mehr so selbstverständlich.

Als ich neulich meinem Bruder eine Packung Toilettenpapier mit maritimen Motiven für sein Boot schenkte, bekam auch dies noch mal eine andere Bedeutung. Solange man es benutzen kann, ist ja alles in Ordnung….

Anscheinend hat das Leben hier die Latte bei den Herausforderungen noch mal höher gelegt. Ich könnte wirklich ohne zu Zögern mir eine Brust abnehmen lassen.  Aber diese anstehende Operation mit doch weitreichenden möglichen Folgen und Konsequenzen (künstlicher Darmausgang,  Stuhlinkontinenz, Durchfälle, Verwachsungen, von den sonstigen OP-Komplikationen mal ganz abgesehen) arbeitet mit mir.

Ich weiß und bin mir ziemlich sicher,  ich werde auch damit leben können und werde mir meine Laune nicht verderben lassen.

Trotzdem… diesen „Kacke“-Teil der ganzen Geschichte würde ich mir gerne ersparen… wir werden sehen.

Gestern war Gespräch mit dem Onkologen. Es wird im Oktober erst mal ein MRT zur Kontrolle geben.
Den (wenn dann nötigen) Operationstermin haben wir zunächst auf Ende November-Anfang Dezember gelegt.

Und ich werde solange das Kacken genießen… 🙂