Reha-Abschlussbericht
Heute ist nach gut 4 Wochen unser letzter Reha-Tag. Der richtige Moment für den Reha-Abschlussbericht. Noch vor meiner Abschluss-Untersuchung durch den mich betreuenden Arzt schreibe ich meinen
Reha-Abschlussbericht
Ich wurde häufig als die „Begleitung“ meines Vaters gesehen. Ich habe wohl zu gesund und fit ausgesehen. Dabei ist es ja gerade eher andersherum. Ich habe ihn „mitgebracht“. 🙂 Viele waren dann erschrocken, als sie mitbekamen, dass wir BEIDE Patienten hier sind.
Wir haben das hier zusammen ganz gut gemeistert. Ich hatte anfangs natürlich auch ein paar Bedenken, ob es gut für mich ist, ihn mitzunehmen. Und ich kann sagen, es war eine sehr schöne und intensive Zeit für uns beide hier.
Beim Nach-dem Mittag-Espresso kann ich weiter berichten.
Zum Beispiel wie sich so der Tagesablauf gestaltete:
Tagesablauf Reha
Wenn ich gut geschlafen habe, wache ich meist gegen 7 Uhr auf. Ich erkenne das im Bett liegend daran, ob schon das Licht im Speisesaal an ist. Kleine Wäsche und Anziehen und schon bin ich frühstücksbereit.
In der Kantine ist das Frühstück als Bufett aufgebaut. Und jeder kann wählen, was und wieviel. Jeden Tag gibt es frisches Brot und Brötchen, frisches Obst und alles was dazugehört. Ich esse meistens meinen Brei aus Haferflocken, Leinsamen und Weizenkleien mit bisschen Quark und Obst. Hier habe ich gemerkt, dass mir das für meine Verdauung doch recht gut bekommt. Damit habe ich fast einen geregelten Stuhlgang am Vormittag. Insgesamt muss ich schon immer noch zwischen 5-7 Mal zur Toilette. Aber es belastet mich nicht, ich kann es gut steuern. Und wo wir gerade dabei sind. Ab und zu schaue ich an meinem Bauch hinunter, sehe die Narbe vom Stoma und denke: „Da war mal ein Loch.“ Es ist schon erstaunlich, was man mit dem Körper alles so machen kann. Dann bin ich immer sehr dankbar.
Zum Frühstück treffen wir dann schon mal die einen oder anderen Bekannten oder man kommt mit neuen Patienten ins Gespräch. Es ist im Speisesaal immer freie Platzwahl. (Das scheint im Vergleich zu anderen Reha-Kliniken gar nicht so normal zu sein.) Die Stimmung ist freundlich, motiviert und nur sehr wenig dreht sich das Gespräch um die Erkrankung, warum wir alle hier sind.
Manchmal geht es morgens um 8 Uhr gleich mit einem Vortrag los, vorallem in der ersten Woche. Oder es steht die Sporttherapie und das Laufband oder Ergometer an. Ich hatte auch schon gleich früh Wärmepackung oder Hydrojet. Nach dem Sport ist die erste Dusche dran und umziehen. In der Regel sind mindestens 3 Anwendungen oder Therapien am Vormittag. Der Therapieplan wird immer mitgeführt, abgescannt oder abgezeichnet. In der letzten Woche hatte ich an drei Tagen hintereinander von 11-12.30 Uhr künstlerische Selbsterfahrung mit Malen.
Ab 12 Uhr gibt es dann schon wieder Mittag. Dort kann man zwischen 3 Gerichten (Vollkost, meist Fisch und vegetarisch) wählen. Es ist jetzt nicht immer der Hit, aber völlig in Ordnung. Es gibt immer frische Salate dazu.
Wenn ich Glück habe, ist gerade noch Zeit für eine kleine Pause. Ansonsten geht es um 13 Uhr schon wieder weiter im Programm. Wirbelsäulen-Gruppe oder Nordic Walking, Physiotherapie oder Beckenbodengymnastik. Nachmittags ist auch oft die Yoga-Stunde. Ab 17 Uhr kann man im Sport „nacharbeiten“ :-), d.h. freiwillige Sporttherapie, wenn man noch nicht genug hat oder man kann auch ins Bewegungsbad gehen. Ab 17 Uhr ist meist auch die Sauna auf.
Zu einem fast festen Ritual ist unsere Kaffeezeit geworden. Gegen 16 Uhr, wenn nichts anderes anliegt, treffe ich mich mit meinem Vater im Schlosscafe. Und sie haben jeden Tag frischen und tollen Kuchen. Meist gesellt sich dann jemand dazu und es kam schon vor, dass wir bis zum Abendbrot gequatscht haben. Oder Steine bemalt oder Skat gespielt.
Wir haben doch tatsächlich heute lecker Kuchen gekauft zum Mitnehmen, damit wir morgen Nachmittag nicht auf Entzug sind… 🙂
Steilküste Schönhagen und Ostseestrand
Und wo bleibt nun der Ostseestrand? Der Januar hat sich hier ja doch auch eher von der grauen Seite gezeigt, jedoch sofern freie Zeit war und ein bisschen blauer Himmel oder zumindest trocken, dann habe ich mich auf den Weg gemacht. Es sind rund 800m bis zum Strand und dann kann man entscheiden zwischen nach Norden Richtung Olpenitz oder nach Süden an der Steilküste entlang. Ich habe schon versucht, irgendwie doch jeden Tag auch mal draußen zu sein. Und mein Schrittzähler hat mir schon an manchen Tagen 12000-14000 Schritte angezeigt. An drei Sonntagen habe ich den Transfer nach Damp genutzt und bin dann am Strand zurück gelaufen, rund 6 km. Am letzten Sonntag bei Sonnenschein und 4° Wassertemperatur habe ich endlich angebadet.
Besinnung auf das Wesentliche
Ich liebe es, den gleichen Weg mehrfach zu gehen. Es stellt sich dann eine Gleichmäßigkeit ein. Ich werde zum Laufen, zum Atmen, zum Wellenrauschen. Ich mag es, wenn der Kopf nicht mehr so viel „Interessantes“ findet, nicht immerzu beschäftigt ist und Ruhe geben kann, weil er es schon kennt. 🙂
Dann reduziert sich alles auf Gehen, Atmen, Hören, Fühlen, Schmecken…. ohne Gedanken. Ich bin frei.
Abendprogramm
Auch zum Abendbrot haben wir meist mit anderen zusammengesessen, es gab viel Spaß und Lachen und Pläne für den Abend. Angebote gibt es hier vom Haus mit jeden 2. Samstagabend Tanz (Campari Royal sind richtig gut!), verschiedenen Vorträgen, Handarbeitsabenden, Spielabenden, offenem Singen, Modenschauen und Konzerten. Ansonsten kann man sich aber auch privat zum Karten spielen, Blog-Steine bemalen, Handarbeiten, Fernsehgucken und quatschen treffen. Es gibt den Wintergarten, den Vorraum dazu und die Lounge. Ich habe bestimmt was vergessen…
Abschied nehmen
Heute war ich schon im Haus unterwegs und habe mich von dem einen oder anderen Therapeuten persönlich verabschiedet und es gab als Dankeschön einen von den bemalten Steinen. Insbesondere beim Sport und zum Beckenbodentraining hatte ich tolle TrainerInnen. Nun kommt es darauf an, diese Empfehlungen in den Alltag zu integrieren. Zum Glück hatte ich schon immer Spaß, draußen spazieren zu gehen. Unser Crosstrainer steht vor dem Fernseher! Und mein Vater hat sogar sein Ergometer im Schlafzimmer stehen. Weiterhin gibt es gute Apps, die das tägliche Training begleiten können.
Und wenn ich irgendwann doch noch mal eine Reha anschließen sollte, dann würde ich mich auf Grund meines rigiden (s.o.) Charakters wohl doch wieder für Schönhagen entscheiden. Hier kann man dann sogar auf das aufbauen, was schon gelaufen ist.
Also, ein großes Dankeschön an dieser Stelle für alle Beteiligten! Ob Ärzte, Therapeuten, Schwestern, Empfang, Housekeeping oder Küche, alle geben ihr Bestes und sind wirklich ausnahmslos sehr freundlich. Ich / wir haben uns hier sehr wohl gefühlt.
Was es „gebracht“ hat, wird sich wohl eher erst zu Hause herausstellen. Da habe ich dann den direkten Vergleich bei verschiedenen Belastungen und Alltagstätigkeiten.
Es ist Zeit, nun nach Hause zu fahren. Ich / wir freuen uns sehr, morgen nach Hause zu fahren. Heute wird gepackt, morgen früh das Auto beladen.
Jetzt mache ich mich auf zu meiner ärztlichen Abschlussuntersuchung, um meinen eigenen Reha-Abschlussbericht zu bekommen.
Und das Highlight zum Schluss heute Abend: Zumba Gold, was für ein Spaß!
Es ist jetzt 22 Uhr und ich habe noch NICHTS gepackt…. was das wohl soll…?