REHA: Rückzug- Erholung-Heilung-Auftanken
Hallo Ihr Lieben,
es ist der 4. Advent und ich hoffe, Ihr könnt diesen Tag im Kreis von Familienmitgliedern oder Freunden ruhig und besinnlich begehen.
Wir nähern uns dem dunkelsten Punkt des Jahres und ich empfinde ihn in diesem Jahr als besonders dunkel. Kann sein, dass ich depressive Züge angenommen habe. Ich bin erschöpft und müde. Während der gesamten Zeit der Krebserkrankung habe ich mich nie so gefühlt.
Müde vom Ringen um die Wahrheit und dem Bemühen um eine offene Kommunikation, müde von der Besorgnis um das nächste Jahr, besorgt angesichts der aggressiven Stimmung, wenn man einfach mal nur eine kritische Frage stellt. Es herrscht so viel Angst in der Gesellschaft.
Die Arbeit in meiner Praxis seit Mai hat mir viel Freude gemacht, hat mich wieder beschenkt und bestätigt, dass Zuhören, Mitgefühl und Liebe wesentliche Therapiebegleiter sind. Durch die Besinnung und Konzentration auf meinen Behandlungsschwerpunkt Chinesische Medizin und Akupunktur konnte ich den Praxisalltag auch ganz gut allein händeln.
Trotz aller guten Vorsätze sind auch bei mir im Alltag viele gute Vorsätze auf der Strecke geblieben. Auch ein Grund für die Erschöpfung.
Nun habe ich die Praxis erst mal geschlossen. Rückzug- Erholung-Heilung-Auftanken ist angesagt. Eigentlich wollte ich den Januar ja auch für „Reha“ nutzen. Ist nun aber schwierig, da ich mich in kein Hotel oder Fewo an der Ostsee einmieten kann. Als Notlösung bleibt das Boot in Kühlungsborn, wird bei Frostgraden jedoch eine Herausforderung.
Kühlungsborn, die Ostsee und der Strand waren schon immer meine Heilplätze.
Ich brauche das Meer ganz dringend.
Es gibt mir die Weite und die Ruhe wieder zurück.
Weihnachten steht vor der Tür. Ich habe nicht einen Tannenzweig in meiner Wohnung. Die Weihnachtsdeko steht noch unberührt auf dem Boden. Ich hatte einfach keine Lust und auch keine Energie.
(Macht Euch keine Sorgen, ist ja nicht schlimm, ist in diesem Jahr einfach mal so…)
Wir werden im kleinsten Kreis das Beste daraus machen.
Heiligabend habe ich sozusagen ganz FREI, auch mal schön. 🙂
Ich denke, wir werden zu zweit durch die Straßen gehen, vielleicht mit Kerze und Glühwein, vielleicht jemanden treffen und den Heiligen Abend auf eine ganz neue Art genießen. Von meinen Töchtern kommt die Große aus Hamburg am 1. Feiertag für ein paar Tage zu Besuch. Die „Kleine“ aus England kann leider nicht kommen in diesen Zeiten. (Über den Gedanken, wann ich sie überhaupt mal wiedersehen werde, mag ich gar nicht nachdenken …)
Im Übrigen: Meinem Vater geht es weiterhin ganz gut. Das Laufen fällt schwer und auch die Weihnachtszeit war nicht einfach für ihn. Aber vom Magenkrebs kein Mucks…. Es ist jetzt fast anderthalb Jahre her… erstaunlich, oder?
Ich wünsche Euch allen ein besinnliches, glückliches Weihnachtsfest mit Euren Lieben, passt aufeinander auf.
Das nächste Jahr wird vermutlich nicht weniger herausfordernd.
Reha: Rückzug- Erholung-Heilung-Auftanken ist angesagt.
Hallo Susanne, schön, wieder mal etwas von dir zu lesen. Die Angst, die du beschrieben hast ist leider wirklich bis in die tiefsten Schichten der Gesellschaft vorhanden. Denn das ist wirklich eine äußerst anspruchsvolle Zeit in der wir aktuell leben. Ich sehe mich prinzipiell nicht als ängstlichen Menschen. Und trotzdem bin ich innerlich zusammengezuckt, als ich gelesen habe, dass du Heiligabend mit Glühwein durch die Straßen laufen willst. Ich dachte sofort daran, dass das doch jetzt verboten ist, auf öffentlichen Plätzen Alkohol zu trinken (zumindest bei uns in Bayern). Das ist echt schon verrückt, wie einem das alles in Fleisch und Blut übergeht. Am Donnerstag erst hat eine Frau die ein paar Straßen von mir entfernt wohnt von der Polizei eine Anzeige mit einem Bußgeldbescheid in Höhe von 500 Euro bekommen nur weil sie abends um 21.45 Uhr (45 Minuten nach Beginn der Ausgangssperre) erst heimgefahren ist (alleine im Auto). Das ist alles so irre, dass man gar nicht mehr darüber nachdenken möchte. Aber ich lasse mir davon nicht meine Energie und Lebensfreude nehmen. So schnell kriegen mich die Umstände nicht klein 🙂
Ich muss nur noch einen Tag Home-Office arbeiten und dann habe ich auch zwei Wochen nur zum regenerieren. Da freue ich mich schon drauf. Ich wünsche dir eine erholsame und heilsame Zeit am Ostseestrand. Möge eine frische Prise alle trüben Gedanken aus deinem Kopf pusten. Ich wünsche dir eine wunderschöne Auszeit, frohe Weihnachten und einen guten Start in ein hoffentlich nicht mehr ganz so herausforderndes Jahr 2021.
Liebe Grüße
Marco
Hallo Marco, ja, ich bin auch erschrocken, wie schnell man das Denken der Menschen verändern (das andere Wort mag ich gar nicht schreiben…) kann. Andererseits macht es mir gleichzeitig auch Mut, weil es ja auch in die „andere Richtung“ funktionieren könnte. Heilprozesse haben ja auch viel damit zu tun.
Es freut mich auch, von Dir zu hören. Scheint ja auch bei Dir erst mal soweit alles in Ordnung zu sein.
Mach Dir keine Sorgen :-): Vielleicht sind wir ja auch am Strand und außerdem ist es alkoholfreier Glühwein 😉
Danke für Deine lieben Wünsche, die ich Dir gerne auch zurückgebe.
Vielleicht sehen wir uns 2021 ja mal…