Rektumkarzinom – Tag 1 im Tagebuch

Rektumkarzinom – Tag 1 im Tagebuch

8. August 2018 0 Von susanne

Ich? Rektumkarzinom? Ich doch nicht… Es hört sich so unwirklich an: REKTUMKARZINOM.
Das haben doch nur alte Leute und Menschen, die sich schlecht ernähren und ungesund leben. Tja, eben nicht nur… Als Frau hat man, wenn überhaupt, Brustkrebs….

War ich doch heute zur Coloskopie.

Hatte einige Monate Stuhlgangsveränderungen und dann war Blut im Stuhl. Da hab ich mir schnellstmöglich den Termin geholt. Irgendwie gibt es ja einen ziemlich ignoranten Teil in einem, der alles verharmlost und sagt: „Wird schon nichts Schlimmes sein.“
Die Angst und der Zweifel waren auch da, aber gemäßigt. Susanne, Du machst einen Schritt nach dem anderen.

Und auch wenn das jetzt nicht appetitlich ist, muss ich es doch schreiben. Heute in der Vorbereitung hab ich dann noch einen Einlauf gemacht (kenne ich ja gut vom Fasten), um dem Doktor einen ganz sauberen Darm zu präsentieren. Und trotzdem war da nach dem Abführen immer noch so ein Druckgefühl und da habe ich selbst mal getastet (bin ja selbst Ärztin) und einen Riesen-Schreck bekommen: DA IST WAS und ziemlich unregelmäßig und HART. Ab dem Moment war ich mir gar nicht mehr sicher und das Gedanken-Karussell hat sich in Gang gesetzt. Ok, noch mal Ruhe… erst die Untersuchung.

Die Darmspiegelung wollte ich ohne „Schlafspritze“, weil ich wissen wollte, was los ist und ich wollte ES sehen. Und schon gleich nach dem Einführen wurde ES sichtbar – keine glatte Schleimhaut, sondern ein Gewächs, unregelmäßig, blutend und schmierig belegt. Vielleicht um sich selbst zu beruhigen, hat der Arzt erst mal die ganze Coloskopie gemacht. Es war nicht angenehm, aber eigentlich egal im Hinblick, was mir sonst noch bevorstehen wird. Und dann noch mal daran vorbei, anschauen, Proben entnehmen, Stirn runzeln er, weinen ich und wieder beruhigen. Er hätte auch lieber über Hämorrhoiden geredet. ALLES und alle Gefühle sind in diesem Moment da und eins vor allem: Ungläubigkeit, das kann doch nicht sein. Rektumkarzinom! Enddarmkrebs! 
Versuch der Normalisierung und Ernüchterung:

„Was machen wir denn jetzt?“

Ich gehe bei der Onkologin vorbei, die auch gerade meine Mutter mit einem Merkelzell-Karzinom betreut. Werde wirklich schnell und unkompliziert vorgelassen. Vielen Dank! Will so schnell als möglich Diagnostik, um einfach zu sehen, wie meine Chancen stehen und wie die Therapie zu planen ist. Übermorgen wollen wir zu einem Seminar nach Kroatien. Also morgen noch CT vom Brustkorb und vom Bauch, um zu sehen, ob ES sich schon ausgebreitet hat. Und wiederum zunächst Ignoranz, Verharmlosung und der Gedanke: „Na, das wird schon in Ordnung sein.“ Ich kann es mir nicht vorstellen, dass da WAS ist. Ich bin doch gesund!

Ich will es zunächst niemandem sagen.

Hugo ist gerade unterwegs zu einem Festival, 2-3h schon weg von Rostock. Wir telefonieren. Er kehrt um und kommt wieder nach Hause.

Und es ist nun notwendig, sich damit zu beschäftigen: Staging, Prognose, Therapiemöglichkeiten, Operation. Wer ist ein guter Operateur beim Rektumkarzinom? Wer kann mich unterstützen? Also, ran ans Internet und Telefon. S. hatte ich erzählt, dass ich zur Coloskopie muss. Er ruft mich an und fällt aus allen Wolken, so wie ich selbst. DAS KANN DOCH NICHT SEIN! Er ist lieb, er tröstet mich, er hilft mir beim Denken. Auch wenn er nicht gleich um die Ecke ist, werde ich wohl mal zu ihm fahren.

Und S. habe ich angesimst, ob sie Zeit für eine Telefonat hat. Sie ist naturheilkundlich ausgerichtet und arbeitet in der onkologischen Fachambulanz. Soll ich in die Südstadt oder soll ich in die Universitätsklinik. Ich mag die Uni-Klinik gar nicht, mein Bauch mag sie überhaupt nicht. Und die Onkologin meinte, ich müsse mich nun für eine Klinik entscheiden. S. bringt einen Gedanken zur Ruhe, indem sie Worte, wie „brillant“, „toller Chirurg“ und „ich würde ihm blind vertrauen“ sagt.

Damit ist schon meine Entscheidung gefallen: Ich werde in die Südstadt gehen und da habe ich auch S. an meiner Seite. Auch wenn es der Onkologin vielleicht nicht so gefällt. Zweite Frage nach CT oder Sonografie und Röntgen. Sie meint für die Verlaufskontrolle wäre es gut mit dem CT. Ich vertraue ihr. Also nehme ich morgen den Termin um 11 Uhr zum CT wahr. Es ist gut, wunderbare Menschen an seiner Seite zu haben. Danke für Euch alle.

Wie es mir jetzt geht?

Ein bisschen beruhigt und mehr Klarheit. Und wenn ich einfach nur schaue, wo ich bin, geht es mir gut. Mache Abendbrot und die Wäsche, wie jeden anderen Tag auch… Rektumkarzinom….