Überfahrt nach Hiddensee mit der „Glauke“

Überfahrt nach Hiddensee mit der „Glauke“

12. Juli 2019 0 Von susanne

Ich habe Kühlungsborn nun auch mal verlassen! 🙂

Karen (Skipperin der „Glauke“, Segelkutter) hatte mich eingeladen, mit ihr die Überfahrt nach Hiddensee mitzusegeln. Wir beide nahmen das sehr entspannt, suchten uns den besten Wind aus und Mittwoch ging es los.

Kühlungsborn

4.30 Uhr Aufstehen
5.00 Uhr Ablegen

Mit halben Wind steuerten wir Richtung Darßer Ort und die „Glauke“ segelte mit 5-6 Knoten zügig über die Ostsee. Es ist so ein wunderbaren Gefühl, sich nur vom Wind fortbewegen zu lassen. Kühlungsborn wurde achterlich immer kleiner und verschwand letztlich hinterm Horizont. Steuerbord tauchte Rostock auf, wir passierten das Fahrwasser der Einfahrt nach Warnemünde. Ich durfte noch mal ein kleines Schläfchen unter Deck halten. Wir wechselten uns ab, den „Paul“ (Selbststeueranlage) zu überwachen, dass er uns auch auf Kurs hielt. Dabei gab´s Kaffee und Frühstück.

Es ist so einfach, unterwegs zu sein. Segeln hat nach wie vor eine große Faszination für mich und gibt mir das Gefühl von Freiheit und Entspannung. Kaum hat man einen Hafen verlassen, pustet der Wind einem den Kopf frei. „Stress über Bord“… für Gedanken und Sorgen ist dort kein Platz, weil auf eine besondere Art, die ständige Präsenz gefordert wird. Es braucht schon eine ständige Achtsamkeit und Beobachtung von Wind, Wellen, Schiff, anderen Schiffen und Himmel. Wasser und Himmel sind wie Yin und Yang verschmolzen zu einem Ganzen.

Darßer Ort

Am Darßer Ort wurde es „richtig eng“. 🙂 Irgendwie schienen sich gerade hier alle Boote aus beiden Richtungen (nach und von Hiddensee oder Stralsund) zu treffen. Es war inzwischen Mittag geworden und wir hatten damit etwa die Halbzeit geschafft. Danach kam der Wind noch weiter achterlicher und wir konnten „Schmetterling“ segeln, d.h. das Großsegel steht auf der einen Seite und das Vorsegel auf der anderen. Diesen Kurs mochte „Paul“ überhaupt nicht fahren. Und so wechselten wir uns mit dem Steuern alle knappe Stunde ab. Währenddessen erzählten wir beide uns ein bisschen vom Leben, aber hauptsächlich genossen wir das Meer, die rauschende Fahrt und die Stille innerhalb des Windes. Wir waren ein gutes Team, verstanden uns sofort und es machte viel Spaß, zusammen die „Glauke“ Richtung Hiddensee zu bringen.

Dornbusch

Teilweise nahm der Wind tüchtig zu, hatten bestimmt 5-6 Windstärken, aber achterlich schob er uns nur schneller über die Wellen. Irgendein knarrender und quietschender Schäkel und das Rauschen der Bugwellen lockte wohl einen Tümmler an, der uns einige Zeit auf der Fahrt begleitete und seinen Spaß hatte immer wieder im vor dem Bug aufzutauchen, mit uns zu schwimmen und unterm Schiff durchzutauchen.

Da hatten wir schon den Dornbusch vor uns. Gegen 17 Uhr passierten wir den Dornbusch und nahmen Kurs auf die Einfahrt zwischen Rügen und Hiddensee. Segel bergen, Maschine an und so ging´s mit dem Motor am Bug und Bessin entlang. Die Fahrwasser zwischen Rügen und Hiddensee sind sehr eng und so sind gutes Navigieren und Manövrieren gefragt. Endlich das Fahrwasser nach Kloster.

Kloster

Es ist schon spät und kein Liegeplatz mehr frei. Wir werden freundlich von einer Bavaria längseits im Päckchen genommen.

18.30 Uhr Anlegen in Kloster

Ich war wohl schon so viele Jahre nicht mehr in Kloster und wenn wir mit dem Boot nach Hiddensee gesegelt sind, dann haben wir früher meistens in Vitte festgemacht. Kloster ist sehr beschaulich, ruhig und hat sich doch in den letzten Jahren sehr herausgeputzt. Wir gehen nach dem obligatorischen Strandbesuch die „Hauptstrasse“ entlang, denn langsam macht sich der Hunger bemerkbar. Nach dem Abendbrot schaffen wir es gerade noch bis in den Hafen zurück und fallen dann todmüde und sehr glücklich in die Koje.

Nächster Tag, Donnerstag

7.00 Uhr am nächsten Morgen

Ich werde wach und da ich nicht weiß, wie spät es ist, stehe ich einfach auf. Schnappe mein Handy und gehe von Bord. Ich liebe die friedlichen Morgende, die Sonne verwöhnt mich und ich gehe erst mal zum Strand. STEINE!!!!! Aber ganz andere als in Kühlungsborn…. 🙂 Sehr viel schwarz-weiß (Feuersteine) und viel Gelb, Rot ist rar und Grün fast nicht zu finden.
Und doch reicht es für ein Mandala und nasse Füße… 🙂

Auf dem Rückweg werden viele Erinnerungen wach, als ich als Kind und später auch als Jugendliche auf Hiddensee war. Dazu gehört auch der Bäcker, wo ich mir erst mal eine Quarkschnecke und einen Kaffee gönne, den ich dann am Hafen in der Sonne sitzend genieße. Ich höre und fühle schon den Aufschrei mancher: „Quarkschnecke!!“ Ich gebe ja zu, dass auch ich mich mit meinem schlechten Gewissen auseinandersetzen musste. Jedoch dieser wunderbare Zustand von Erinnerung, Freude und Entspannung hat es überwunden und diese „Sünde“ 🙂 vergeben….

Ich lerne so viel dazu über Urteil, Bewertungen, Rechthabereien und Interpretationen. Wenn ich nur diesen einen Tag haben würde….? Es war ein ganz besonderer Moment dort auf der Insel voller Schönheit, Kindheit, Familienzeit, Lebensfreude und JETZT-Zeit. Wunderbar-Danke!

Dann steckt Karen den Kopf aus der Tür und fragt: „Kaffee?“. Wir schließen noch mal einen Strandspaziergang an mit Baden in der Ostsee natürlich und einen gemütlichen, sonnigen Heimweg zum Schiff. Es geht uns so gut! Auch mein Rücken fühlt sich erstmals seit langer Zeit freier an. Irgendwas passiert gerade…

Zurück am Schiff wird Karen hibbelig und drängt zum Ablegen.

12.30 Uhr Ablegen

Es ist kaum Wind, aber wir lassen es uns nicht nehmen, setzen die Segel und kämpfen uns den Weg frei durch die engen Fahrwasser vorbei an Fahrgastschiffen und schnellen Motorbooten. Wir haben Zeit und so gleiten wir mit nur 2-3 Knoten in den Wittower Strom. Ich ahnte nicht mehr, dass er sich doch so lang hinziehen würde…. Aber so bleibt Zeit und Möglichkeit zum Essen an Bord und Qigong-Übungen auf dem Deck. Wir „halten durch“ 🙂 bis in den Jasmunder Bodden, dann nehmen wir die Segel weg und werfen den Motor an. Inzwischen hat sich Hugo gemeldet, der unterwegs nach Ralswiek ist. Wir wollen heute Abend zusammen zu den Störtebeker-Festpielen.

Ralswiek

Als wir in Ralswiek ankommen, steht Hugo schon am Steg und nimmt unsere Leinen zum Festmachen in Empfang. Karen macht Abendbrot, wir holen uns schnell Karten und 20 Uhr geht´s los. Ach, auch das ist immer wieder ein Erlebnis (und Erinnerung) und ich kann nur jedem empfehlen, wer „Störti“ noch nicht gesehen hat, sollte es sich nicht entgehen lassen.