Was ist eigentlich Heilfasten?

Was ist eigentlich Heilfasten?

14. Oktober 2018 0 Von susanne

Morgen ist es soweit, nächster MRT-Termin. Ich bin gespannt….
Und da ich eben auch kein „Was wäre wenn“-Fan bin, alles andere dann morgen.

Wir sind gerade von unserem Herbst-Heilfasten -Seminar am Plauer See zurück. Es waren wieder sehr intensiv-heilsame und entspannte Tage, bestes Herbstwetter, wunderbare Menschen und ein pefekter Ort für das Anliegen: „Sei Du selbst.“ Ich habe nach 27 Fastenwochen das erste Mal nicht mitgefastet, da mein Wunschgewicht eher etwas höher liegt, als ich gerade habe. Manchmal habe ich es glatt vergessen zu essen, da mein Körper eigentlich gewohnt ist zu fasten, wenn wir an diesem Ort sind. 🙂

Was ist eigentlich Fasten?

Wohl die meisten Menschen haben diesen Begriff schon gehört. Doch was so einfach klingt ist ein hochkomplexer Vorgang auf multidimensionalen Ebenen von Körper, Emotionen und Geist. Gibt es eine genaue Definition? Diese Frage wurde auf dem internationalen Heilfasten-Kongress der ÄGHE am Bodensee 2017 aus dem Auditorium gestellt. Mit Hilfe der Wilhelm Buchinger Stiftung waren internationale Größen der aktuellen Forschung zusammengekommen, um zusammenzutragen, was der brandaktuelle Stand der Forschung ist.

Prof. Michalsen
, der  sicher einer DER Experten für Heilfasten-Studien in Deutschland, gab abschließend die auf den ersten Blick verblüffende Antwort: „Ich weiß es nicht.“

Letztlich ist das die ehrlichste und beste Antwort auf diese Frage, weil es DAS Fasten eben nicht gibt. Denn gerade hier, im Austausch mit den Forschern aus aller Welt wurde deutlich, dass es sehr unterschiedliche Formen, Zeiten und Ausgestaltungen des Fastens für Gesunde und des Heilfastens gibt. Genannt seien hier vor allem das Buchinger Fasten, das Wasserfasten, das periodische Fasten, das intermittierende Fasten in verschiedenen Modellen. Sie alle können für unterschiedliche Krankheitserscheinungen oder zur geistigen Klärung angewendet werden.

Die Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung (ÄGHE) definiert es für das Buchinger-Fasten so:
Zu fasten bedeutet den freiwilligen Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel für begrenzte Zeit. Bei richtig durchgeführtem Fasten besteht gute Leistungsfähigkeit ohne Hungergefühl. Fasten betrifft den Menschen in seiner Körper-Seele-Geist-Einheit.

Unverzichtbar dabei sind:

  • eine ausreichende (mind. 2.5 l/Tag) kalorienfreie Flüssigkeitszufuhr (Mineralwasser, Tee), sowie natürliche Anteile in flüssiger Form wie Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäfte und Honig, max. 2.100 KJ (ca. 500 kcal)/Tag
  • die Förderung der Ausscheidungsvorgänge über Darm, Leber, Nieren, Lungen, Haut
  • das Einstellen eines Gleichgewichtes zwischen Bewegung und Ruhe
  • sorgfältiger Kostaufbau und Hinführung zu einem gesünderen Lebensstil.

In einem waren sich alle Forscher und Praktiker einig: Es ist vermutlich die natürlichste Form einer Therapie und dabei außerordentlich wirkungsvoll auf den Ebenen des Körpers und des Geistes. Und es gehört seit jeher zum Mensch-Sein dazu. Prof. Dr. Stefan Brunnhuber, Facharzt für Psychiatrie & Psychotherapie (Kliniken Zschadraß bei Dresden) nannte es ganz treffend eine „zivilisatorische Konstante“ und beschrieb es als menschliche Erfahrung, wie Bewegen, das Sprechen oder Schlafen.

Der Fastenablauf kann nach seinem Modell in Stufen abgebildet werden:
Die individuelle Art der Entscheidung für das Fasten, Phasen der Vorbereitung, den Entlastungstagen, den Fastentagen und der Nachfastenzeit.

Grundsätzlich kann zwischen dem Fasten für Gesunde (eher Kurzzeitfasten bis zu einer Woche, vom/ von FastenleiterIn betreut) und dem „Heilfasten“, begrifflich geprägt durch Otto Buchinger, unterschieden werden. Beim Heilfasten handelt es sich um das ärztlich betreute, multidimensionale Fasten, dass neben der körperlichen, auch die psychosoziale und spirituelle Ebene des Menschen berücksichtigt und sich auf 2-3 Wochen ausdehnen lässt.


Indikationen für das ärztlich betreute Fasten sind :

  • Stoffwechselerkrankungen
  • Chronisch-entzündlichen Erkrankungen
  • Kardiovaskulären Erkrankungen
  • Chronischen Schmerzsyndromen
  • Atopischen Erkrankungen
  • Psychosomatischen Störungen

Auf der Ebene des Körpers kommt es zu Adaptionen des Stoffwechsels an die reduzierte Kalorienzufuhr mit den günstigen metabolischen Auswirkungen, wie Blutdrucksenkung, Absenkung der Blutfette, Reduktion der Leberverfettung, Entzündungshemmung und Gewichtsabnahme. In der neueren Zeit wurden hierzu viele Studien bereits publiziert und es ist fast nicht zu verstehen, dass diese  hochwirksame Methode, die sich signifikant auf fast alle pathogene Faktoren unserer heutigen Zivilisationskrankheiten auswirkt, noch immer  ein Schattendasein in der Schulmedizin führt. Gäbe es die Möglichkeit, diese Wirkungen in eine Pille zu verpacken, dann würde sich die Pharmaindustrie darum reißen. In einem folgenden Artikel werden wir auf gesicherte Ergebnisse der neueren Zeit näher eingehen. Vielfach wird das Heilfasten unterschätzt in seiner Hochwirksamkeit bei rheumatischen Erkrankungen und entzündlichen Prozessen im Allgemeinen, bei der Heilbarkeit von Diabetis Typ 2 und der Regeneration der Fettleber.

(Interessante Studien gibt es auch zum Heilfasten vor bzw. während der Chemotherapie. Da kam bei mir insofern nicht in Frage, da ich ja die Chemo-Tablettten 5 Wochen lang jeden Tag genommen habe.)

Neben den körperlichen und psychologischen Effekten des Fastens, wie anxiolytisch und antidepressiv, bedingt das Heilfasten eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Mangel und Verzicht“ und ist ein probates Mittel zur wichtigen Lebensstilveränderung, die in einer Zeit der Überversorgung und gesundheitsschädigenden Fülle im Angebot der Ernährung zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst führt.

Fasten – in seinen vielen verschiedenen Formen, bietet eine gute Chance, mal wieder aus der eigenen Komfortzone auszusteigen, neue Erfahrungen zu machen und seine Selbstwirksamkeit zu stärken. Denn alle Fastenden sind stolz Süchte, Krankheit, Unwohlsein und Ängste überwunden zu haben, was ihnen nachhaltig hilft, eine nächste Krise zu bewältigen. Mit dem Fasten erobert sich der Mensch den Freiraum und Eigenverantwortung zurück und das Wissen: Ich kann etwas für meine Gesundheit tun. In vielen Fällen bedeutet dies: Ich kann lernen etwas  loszulassen, um von innen heraus gesund zu werden.

Diese zurückgewonnene Freiheit  birgt eine große Nachhaltigkeit und ist die Motivation für  Veränderungen der Lebens- und Ernährungsweise in unser tägliches Leben zu integrieren.

Literatur:

Fasting therapy – an expert panel update of the 2002 consensus guidelines., Forsch Komplementmed. 2013;20(6): 434-43

Chiappa, AC, Fasten – Moderne Aspekte eines klassischen Naturheilverfahrens