Eine Entscheidung treffen
Habe gerade meinen letzten Artikel aus dem Januar gelesen.
Klingt ja irgendwie nicht sehr ausgeglichen und stabil.
Anfang Februar hatte ich dann stundenweise wieder in der Praxis angefangen und es fiel mir schwer, mich zu motivieren. Den Februar wollte ich dafür nutzen, um herauszufinden, ob mich meine Praxistätigkeit weiter nährt oder schwächt. Die Arbeit mit Menschen macht so viel Spaß, doch trotzdem war es nicht ausgeglichen. Hat wohl auch damit zu tun, dass die „berufspolitischen“ und „berufsrechtlichen“ Aktivitäten mich auch sehr gefordert haben.
Mir macht vor allem die aggressive Stimmung und die Spaltung in der Gesellschaft sehr viel Sorgen. Man kann sich ja kaum noch wagen, Fragen zu stellen, geschweige denn Kritik zu üben. Das ist besorgniserregend und lässt mich nicht ruhig schlafen.
Es gäbe aus (berufs)“politischer“ und wissenschaftlicher Sicht so viel zu berichten. So viel ist passiert. Nur ist hier nicht die richtige Plattform dafür. (Vielleicht schreib ich einen Unter-Blog…)
Eine Entscheidung treffen
Ende Februar an einem Freitag bin ich spazieren gegangen. Ich liebe Spaziergänge auch um einen klaren Geist zu bekommen und manchmal auch, um Entscheidungen zu finden. Ich war ungefähr eine halbe Stunde unterwegs und stellte „dem Leben eine Frage“: Was soll ich denn nun tun, weiterarbeiten oder die Praxis wieder schließen? Arbeit oder Auszeit? Ein deutliches Zeichen wäre jetzt schön… 🙂
Dann lasse ich solche Anfragen mit offenen Händen auch wieder los, ging noch ein paar hundert Meter weiter, um mich dann auf den Rückweg zu machen. Es dauerte nicht lange und ich bekam furchtbar schwere Beine. Ich hatte das Gefühl, ich komme kaum noch nach Hause und war drauf und dran, Hugo anzurufen, ob er mich mit dem Auto abholt. Ich habe mich dann noch mit Müh’ und Not nach Hause geschleppt. Dort habe ich mich nur knapp ausgezogen, mich aufs Bett gelegt und bin 2 Tage nicht mehr aufgestanden. Am Nachmittag hatte ich unsägliche Gliederschmerzen, hohes Fieber für 4 Stunden, Übelkeit und einfach nur SCHWÄCHE. Erst am Abend im Dämmerzustand ist mir meine Frage vom Mittag wieder eingefallen.
Trotz allem musste ich da in meinem Bett lächeln und jedem anderen Menschen hätte ich wohl gesagt: „Na, deutlicher kann das Leben ja eigentlich keine Antwort geben.“
Nach 2 Tagen war der Spuk vollständig vorbei, Sonntag waren wir schon wieder unterwegs.
Und trotzdem fiel es mir schwer eine Entscheidung zu treffen. Ich möchte so gerne für meine Patienten da sein, sehe meine Tätigkeit in dieser verrückten Zeit als hilfreich und sinnvoll an. So schob ich es dann noch ein paar Tage vor mir her, bis eines Nachts nach wiederholten Bauchschmerzen, Durchfällen und Schlafstörungen, die Würfel gefallen sind. Am gleichen Tag holte ich mir Hilfe bei einer Freundin, um meine Patienten telefonisch abzubestellen. Das hätte ich emotional nicht durchgestanden…
Bin nun also wieder krankgeschrieben und muss mein „Therapiekonzept“ noch finden, bzw. in den Alltag umsetzen: Ernährung, Bewegung, Entspannung. Alles ist bekannt, aber (ich glaube, ich habe es hier schon geschrieben) ich empfinde diese Zeit viel belastender als meine ganze Krebserkrankung. Mit meinem Hausarzt werde ich jetzt bereden, wie ich die Zeit gut nutzen kann.