Reha und Nachsorge beim Rektumkarzinom
22.02.2021, 3.30 Uhr
Es ist halb vier nachts, stockfinstere Nacht in Kühlungsborn.
Der Sturm pfeift mit 7-8 Windstärken durch die Wanten, die Fallen schlagen am Mast (nicht an meinem) und der Südwestwind bringt lautes Plätschern der Wellen am Heck. Was ist eigentlich die Steigerung von Plätschern?
Zwischendurch legt der Wind ganz kurze Pausen ein, (es ist eine Wohltat), um dann um so stärker wieder aufzuheulen.
Ich kann nicht schlafen! Ich hab schon die Koje gewechselt, aber es wird nicht besser.
Zum Glück sind die Temperaturen moderat.
REHA hatte ich mir echt anders vorgestellt.
Klar, ich hatte wirklich schöne Angebote von Freunden und Bekannten, in eine FEWO irgendwo an der Küste oder auch im Binnenland zu ziehen. Aber irgendwie konnte ich mich nicht entschließen und das hatte mehrere Gründe. Zum einen wollte ich niemanden in Schwierigkeiten bringen, weil illegal … Zum anderen hatte ich irgendwie nicht die Kraft und Lust, das in Angriff zu nehmen, alles selbst zu organisieren, zu versorgen.
Das Boot ist im Moment die einzige Möglichkeit, dem täglichen Trott zu Hause zu entfliehen. Obwohl ich dort in den letzten Tagen eine schöne „Ergotherapie“ an der Nähmaschine begonnen habe.
Minimalprogramm für den Tag: 1h Spazieren gehen.
Meist schaffe ich es.
REHA bedeutet für mich auch, umsorgt sein, versorgt sein, sich mal um nichts kümmern müssen. Ein Hotel mit Sauna wäre schön gewesen… Dafür habe ich mich die erste Hälfte Januar ja erst mal mit Shitstorm in den sozialen Medien und mit Presse auseinandersetzen müssen. Das hat mich ziemlich geschwächt. Ach, und zwischendurch auch mal wieder (nur) eine Rippe gebrochen, beim über den Lenker vom Fahrrad beugen… Schlafstörungen, Verspannungen, Rückenschmerzen….
Ich bin ganz ehrlich, so richtig kann ich mir noch nicht vorstellen, im Februar wieder mit der Praxis anzufangen. Wirklich arbeitsfähig fühle ich mich nicht. Leben oder funktionieren? Kennt Ihr noch, oder?
Nächste Woche sind Nachsorgetermine (Rektoskopie und MRT). Ob man es will oder nicht, diese Termine sind immer eine kleine Zäsur. Mein Gefühl dazu: In Ordnung!
23.01.2021, 10.00 Uhr
Kein Pfeifen, kein Klappern, kein Plätschern…. STILLE.
Oh, was für ein schöner Morgen und ich habe supergut geschlafen.
Bettdecke, Schlafsack, Wärmflasche und Pudelmütze… eingekuschelt.
14.00 Uhr
ANBADEN 2021
Wassertemperatur 2°
(es kann ja nur wärmer werden…)
Nachsorge
27.01.2021, 20 Uhr
Gestern war ich zur Rektoskopie (Enddarmspiegelung), heute zum MRT Oberbauch (Kontrolle nach Lebermetastasen) und Rö-Thorax (Röntgen der Lunge)
Es ist alles in Ordnung! Wie schön… 🙂
Also geht es hier noch ein bisschen weiter….
Liebe Susanne!
Was für gute Nachrichten bei deiner Kontrolle!
Ich glaube schon, dass es für dich „hier“ noch MEHR als „ein bisschen weiter“ geht. Dein ganz neues Kapitel wartet noch auf den richtigen Moment – und ich denke, der wird kommen. Pass auf dich auf (und deine Rippen!) und ich denke an dich. Und wenn du dein Praxis wieder aufmachst, dann sag mir bitte Bescheid. Ich würde gern einen Termin bei dir irgendwann buchen.
Herzliche Grüße
Sherry
Liebe Frau Kreft,
Ihr Blog berührt mich zutiefst! Ich bin durch „Zufall“ zuerst auf Ihre Praxis Website und dann auf diese Seite gestoßen, als ich mich über den derzeitigen Wahnsinn informiert habe.
Ich spüre, Ihre Worte tief in meinem Herzen-wunderbar-und werde in nächster Zeit öfter meine Zeit hier mit lesen verbringen , um Ihnen Gesellschaft zu leisten :-).
Herzlichen Dank für dieses Geschenk, dass Sie der Welt mit diesem Blog machen.
Warme Grüße von nebenan aus Wismar!