Hohes Fieber. Tiefes Loch. Tränen.
Irgendwas ist immer… Portinfektion
Donnerstag, Feiertag, 31.10.2019
Ich sitze auf der Liege in der Notaufnahme und werde hierbleiben müssen. Wegen Verdacht auf eine Portinfektion.
Wieder Klinik. Gerade habe ich habe gar keine Lust dazu.
Gestern Abend hat Erik mir den Port angestochen (ich wollte mir an den freien Tagen was „Gutes“ tun und mich ein wenig mit Hochdosis-Vitamin C versorgen) und zwei Stunden später hatte ich extremen Schüttelfrost und später hohes Fieber. Vermutlich gibt es eine Portinfektion. Zu doof…
Ich weiß noch gar nicht, was die Tränen sind.
Enttäuschung, Selbstmitleid oder Ärger?
Ärger immer zu den kleinen Prozenten zu gehören.
Wieviel soll ich noch aushalten?
Was soll ich denn noch lernen?
Es wäre zu doof und lächerlich, an einer Portinfektion zu sterben.
Gerade wehrt sich wirklich alles in mir gegen Klinik.
Hele ist wieder da.
Ihr kennt Hele nicht? „Hele“ ist das Häufchen ELEnd in mir, das jammert, weint und verzweifelt ist. Im Januar wurde Hele geboren… 🙂 Und ab und zu taucht sie auf, möchte getröstet und gestreichelt werden. Ich mag meine Hele in mir und in Hugos Nähe kann Hele sich auch entspannen und Ruhe finden.
Immer noch Notaufnahme: Blutentnahme, Blutkulturen, Röntgen.
Nochmal Port mit neuer Nadel angestochen, um auch dort Blutkulturen anzulegen. Er ist nicht aspirabel, d.h. es kommt kein Blut zurück.
Am frühen Nachmittag lande ich auf Palliativ-Station.
Es ist die Station, wo meine Mutter zuletzt gelegen hat im Januar, als ich zur gleichen Zeit meine schweren Operationen hatte. Bin im Palliativ-Bereich gelandet und habe im Moment noch das Zimmer für mich allein. Die Stationsschwester ist sehr nett und es kullerten auch gleich wieder die Tränen. Vielleicht kann ich es als Einzelzimmer behalten.
Sonne scheint in mein Zimmer. Sie tröstet mich. Werde mich jetzt mal bei den Kindern melden. PAPILLON (unsere WhatsApp-Gruppe) wird wieder aktiv.
Hugo kommt und bringt mir meine Sachen, die wir vorsorglich schon bereitgelegt hatten. 15 Uhr bekomme ich den ersten Antibiotika-Tropf. 17 Uhr wird eine Port-Lyse durchgeführt, um den Port wieder durchgängig zu machen. Dazu wird ein Mittel (Uro-Kinase) hineingespritzt, das kleine Gerinnsel / Fibrin auflösen kann. Es funktioniert und so werden Blutkulturen auch vom Portsystem abgenommen.
Zum Abendbrot gibt es die berühmte „Krankenhaus-Leberwurst“.
Es ist der erste Moment, wo ich lächeln muss. 🙂
Nach all den Spülungen am Port ist es kein Wunder, ich bekomme Schüttelfrost am Abend und das Fieber fängt wieder an zu steigen. Hele liegt im Bett und jammert. Gegen halb zehn habe ich 39,6° Temperatur, bekomme Novamin und beginne zu schwitzen. Gegen Mitternacht wechseln wir alle Wäsche, ich dusche kurz und lege mich ins frische Bett. Das Fieber ist gesunken. Hugo bleibt die Nacht über bei mir am Bett.
Freitag, 01.11.2019
Geschlafen, Temperatur am Morgen unter 37°, toll.
Mir fällt ein, dass ich genau heute vor 28 Jahren auch in diese Krankenhaus lag und meine Tochter Johanna geboren habe. Sie wird heute 28 Jahre alt.
Ich ziehe um in ein Einzelzimmer und neben der Freude ist da zuerst auch ein komisches Gefühl, weil es das Zimmer ist, in dem meine Mutter gelegen hat. 14 Tage später ist sie gestorben. Da ist es gut, sein Gedankenkarussell in Griff zu haben. Es sind nur Gedanken! Und: Gedanken sind harmlos, es sei denn, ich glaube ihnen. 🙂 Darin bin ich gut trainiert, das macht mir keine Sorgen.
Die Portnadel wird entfernt und dazu noch mal wieder gespült. Nach dem Mittag habe ich einen Anflug von Schüttelfrost, lege mich ins Bett und schlafe ins Fieber. Jedoch ist es gar nicht so angestiegen, hab nur 37,2°. Gut, den Tag nicht vor dem Abend loben. Aber ich bleibe fieberfrei. Auch die weiteren Tage! Die Portinfektion scheint im Griff.
Samstag, 02.11.2019
Meine Venen sind so schlecht geworden im letzten Jahr. Die Flexüle am rechten Arm in der Ellenbeuge verabschiedet sich in der Nacht. 2 Stunden, 2 Ärztinnen und 4 Versuche später habe ich eine neue Flexüle und bekomme nachts um 2 Uhr meinen Antibiotika-Tropf.
Sonntag, 03.11.2019
Es ist DIE perfekte Sonntagnachmittag-Spaziergang-Sonne und ich liege hier rum und warte auf meine Antibiotika als Tropf. Und es sind vermutlich für die nächsten Tage die letzten wärmenden Sonnenstrahlen, es folgt klassischer November-Grau-Regen.
Gestern mit Katharina und heute war ich noch kurz im Klinikpark und habe „gearbeitet“. Ein schönes Herbst-Mandala ist entstanden. Ich fange an, die Verschiedenheit und Schönheit der Blätter genauso zu lieben, wie bei MEINEN Steinen. Es ist schöner als das andere. Vorteil: Sie sind um ein Wesentliches leichter!
Und so stehe ich hier an meinem Fenster und schaue der Sonne beim Untergehen zu. Die Herbstsonne hat so viel Weiches, Warmes und zugleich Strahlendes. Es macht so viel Freude, mit diesem Licht zu fotografieren.
Morgen ist nun endlich Montag und dann wird hier auch der „ärztliche Betrieb“ wiederaufgenommen. Am Wochenende (und wir heute ein LANGES Wochenende wegen dem Feiertag) sieht man hier kaum Ärzte. Morgen müssten auch die Ergebnisse der Blutkulturen da sein und morgen Nachmittag ist mein Leber-MRT. Danach lassen sich besser Entscheidungen treffen. Und ich hoffe, ich kann mich in Ruhe mit meinem Onkologen besprechen. Bis Dienstag-Mittwoch will ich hier ja gerne die Füße stillhalten. Eventuell geht der Port dann erst nach Fuerteventura raus, wenn aber alle Untersuchungen nächste Woche in Ordnung sind, dann werde ich mich von ihm verabschieden. Er hat mir gute Dienste geleistet und hat nun angezeigt, dass seine Zeit vorbei ist.
Montag, 04.11.2019
09.30 Uhr
Antibiotika-Tropf, Duschen, Visite (Entlassung am Mittwoch), Frühstück, Qigong
Heute früh beim Qigong eine besondere Art von Entspannung. Nach 2 Jahren mehr oder weniger regelmäßigem Qigong hatte ich heute einige Minuten lang das Gefühl von „ganz“ oder „richtig“, von „Es ist perfekt.“ Perfekt im Sinne von vollständig, ohne Frage, Stille und innerem Frieden.
Irgendwie ist dies ein „perfekter Tag“. Ich bin mit allem einverstanden, was kommt. Ein großartiger Zustand. Immerhin habe ich ja heute noch das MRT der Leber.
Mein Onkologe schaut kurz rein. Er ist zwar immer „auf dem Sprung“ :-), trotzdem kann ich alles ansprechen und so komme ich vielleicht schon am Dienstagnachmittag raus.
14.30 Uhr
Ich komme gerade vom MRT.
In der Leber scheint alles in Ordnung zu sein… yeah….
Von wegen: Irgendwas ist immer… in Ordnung… 🙂
Und im Übrigen ist auch seit der Infektion meine Sehnenscheidenentzündung fast weg…. 🙂
Liebe Susanne, ich freue mich so sehr für Dich 👏👏👏🐽🐷
Ja, der Port sollte raus !!!&das Fieber Deine Sehnenscheidenentzündung heilen !
Das Leber MRT ist einmal mehr ein guter Grund nun ohne den Port sein zu dürfen .
Mein Name ist Ingrid, ich wohne in Magdeburg und wir lernten uns in der Warnemünder Woche kennen.
Vielleicht erinnerst du dich, ich habe dir einen kleinen Hühnergott geschenkt und darf nun heute dankbar sein, dass er sein Versprechen gehalten hat.
Es ist einfach großartig 😀
Danke Danke Danke
Ich wünsche dir weiterhin alles nur erdenklich Liebe, ein bisschen Glück brauchen wir alle hast du so schön geschrieben & möge es bei Dir bleiben.
Ich drücke Dich jetzt einfach mal aus der Ferne.
Überein Wiedersehen würde. Ich mich sehr freuen .
Übrigens habe ich Deine farbigen Steine als Elemente gewonnen und weiter fein bei mir .
Liebe Grüße Ingrid
Liebe Ingrid,
nun ist er raus. 🙂
Danke für Deine heilsame Unterstützung und Begleitung.
Ich bin neugierig auf 2020 und jeden neuen Moment.
Ich lass mich vom LEBEN überraschen.
Liebe Grüße
Susanne
Meine liebe Susanne,
immer wenn ich hier öffne ploppt „Es gibt keinen Grund für Angst“ auf…
Dein hier letzter Eintrag, der Port, das wohl so erforderliche und nun doch nicht so auf Dauerbetrieb funktionierende Etwas hat kurzzeitig seinen Betrieb eingestellt, das kann schon Angst machen.
He, los, weiter du gutes Dings, Susanne braucht dich, lass dich nicht lange bitten ok? Vielleicht sollte ich mit Deinem „Mitbewohner“ auch nicht zuuu streng sein, er wird noch gebraucht, bis er in Rente geht. In diesem Sinne: Susanne, du weißt, was Dir gut tut und lässt dich nicht klein kriegen, das ist Deine Stärke, auch wenn Dir nicht immer danach ist (verständlich, irgendwann muss auch mal GUT mit Dir, in Dir sein).
Auch ich danke Deinen vielen physischen und psychischen Händen und Köpfen um Dich herum, die Dich unterstützen, Dir helfen, dich holen und bringen, da sind für Dich und und und …
ES WIRD GUT, IST GUT
Alles Liebe und
bis ganz bald :•)
Silke mit langer Umarmung
Liebe Silke,
Fremdkörper bleiben Fremdkörper. 🙂
Manchmal sind sie nötig, wenn Anderes eine Priorität hat.
Er (der Port) hat seinen Job supergut gemacht. Er hat mir viel Freiheit und Unterstützung gewährt:
Sozusagen „Infusion to go“ 🙂
Loslassen und Trennung sind vollendet, wenn Dankbarkeit sich einstellt.
Und danke auch für Dich und Deine stets guten Gedanken für mich.
Alles Liebe
Susanne