Heute wird gejammert
Heute wird gejammert, muss auch mal sein, gehört bei einer Rektumkarzinom Therapie auch dazu.
Den Beitrag habe ich schon gestern (Donnerstag) geschrieben, jedoch vor lauer Jammern konnte ich ihn nicht online stellen… 🙂
Natürlich gibt es auch solche Momente und auch diese sollen heute gesehen und gewürdigt werden.
Bauchschmerzen
Heute ist solch ein Tag mit Bauchschmerzen. Ich hab sie immer mal wieder, völlig unerklärlich von irgendwelchen Einflussfaktoren. Naja, völlig unerklärlich stimmt ja auch nicht… nur dass es eben keine Gesetzmäßigkeiten WENN>DANN gibt. Sie tauchen dann aus dem Nichts auf, quälen mich dann eine Weile und verschwinden wieder… Erstmals hatte ich sie an dem Sterbe-Wochenende meiner Mutter (kein Wunder, oder?) und dann war ich ja sogar in den folgenden 14 Tagen 2x wegen der extremen Heftigkeit in der Notaufnahme zur Diagnostik. Nichts zu finden… Seit dem lassen sie sich ab und zu mal blicken, mal mehr, mal weniger in der Intensität. Was hilft, ist Bewegung, Laufen, Spaziergänge!
Auch wenn ich dann eigentlich überhaupt keine Lust dazu habe. Manchmal muss ich „gezwungen“ werden, raus zu gehen, und dann wird es auch besser. Heute wird es sogar während des Schreibens und einer Tasse Tee besser. Ich sitze auf der Couch und schreibe ins Tagebuch „die Kladde“, mochte mich wegen der Bauchschmerzen nicht an den PC setzen. Spaziergang habe ich heute auch schon hinter mir, dann kam´s aber wieder…
Chemotherapie
Okay, und da ich heute schon mal beim Jammern bin, mach ich mal mit der Chemotherapie weiter, damit der Beitrag und das Jammern „sich auch lohnt“ 🙂
Die Nebenwirkungen der Rektumkarzinom Therapie halten sich eigentlich in Grenzen (weiß ja nicht, was als Langzeitnebenwirkungen noch auf mich zukommt…) Vielleicht halten sie sich auch in Grenzen, weil ich gut „trainiert“ bin. Nach der Chemo gehen für 4-5 Tage die Stimmung, der Appetit und die Energie runter. Gewicht auch… Bisher kann ich es gut „aushalten“, wenn sich mein System damit einverstanden erklärt. Einverstanden sein, heißt ja nicht, resignieren. Sondern sich entsprechend der Symptome auch verhalten, Ruhe und Bewegung im Wechsel. Und auch mal jammern….
Für diese Momente habe ich im größten Jammertal in den Tagen nach den Operationen im Januar einen neuen Spitznamen bekommen: „HELE“, was bedeutet „Häufchen Elend“ 🙂
Und es tut so gut, wenn dieses Häufchen Elend sich dann einfach mal ausheulen und jammern darf, eine Schulter und streichelnde Hand findet. Dazu gehört dann auch mal das ganze Hadern, Anklagen und Fragen: Warum ich?
Das muss dann auch mal Raum haben und rauskommen dürfen…. Das ist gut so….
Neuropathie
Die Neuropathie vom Oxaliplatin zur Rektumkarzinom Therapie hat sich inzwischen schon ganz schön bemerkbar gemacht. Bei der 2. Chemo haben wir sogar schon die Dosis reduziert, weil es unmittelbar nach der Ersten eingesetzt hat. Es ist ein Kribbeln und Missempfinden in den Händen, vorallem in den Fingerspitzen und vorallem bei Kälte. Da wird es richtig schmerzhaft. Zum Glück kommen wir gerade in die warme Jahreszeit.
Stoma
So, und noch was: Das Stoma, der künstliche Darmausgang.
Prinzipiell komme ich gut damit zurecht, aber:
Mindestens jeder 2.-3. Beutelwechsel steht mit einem Malheur im Zusammenhang. D.h. die Klebefläche wird undicht, es läuft was raus, es entzündet sich und schmerzt. Und das kann zu allen passenden und unpassenden Momenten passieren…. Beim Spazieren gehen, in der Nacht, beim Galaabend, im Zug oder beim Einkaufen. DAS IST NICHT SCHÖN!!!
Ich habe mich schon ausführlich mit meiner Stoma-Schwester beraten, viele Tipps und Tricks bekommen und ausprobiert, jedoch liegt die wesentliche Grundlage darin, dass es einfach anatomisch nicht gut gebaut ist: Die Öffnung liegt unter Hautniveau und damit hebt der Stuhl einfach manchmal den Beutel hoch oder die Umgebungshaut kommt immer wieder in Kontakt mit den tollen Verdauungsenzymen, die im Stuhl zwar für eine gute Verdauung sorgen sollen, jedoch selbst bei der Haut dann nicht halt machen…
Normalerweise liegt die Stomaöffnung eher 1-2 cm über der Haut und ragt dann gut in den Beutel hinein, alles fließt gut ab.
Für diese „Beutel-Unsicherheit“ muss ich immer gut ausgerüstet sein: Mit Wechselmaterial und neuer Hose…
So, genug gejammert… 🙂
Unter „Jammern“ steht im Wörterbuch: laut klagen; unter Seufzen und Stöhnen jemandem seine Schmerzen, seinen Kummer zeigen
Gut, das Seufzen und Stöhnen müsst Ihr Euch jetzt vorstellen. 🙂
Den Kummer mal zeigen ist menschlich und auch notwendig.
Alles zu seiner Zeit. Eure Hele
Heute gibt es keinen Grund zum Jammern:
Bauch ist ruhig, Beutel hält (bis jetzt) und Chemo kommt erst Montag… 🙂
Und dann geht´s auch los mit all den guten Dingen der komplementären, biologischen Krebstherapie.
Liebe Hele,
… es bedrückt mich und doch oder gerade deshalb mache ich jetzt das, was du mit mir und meinem „Jammer“ gemacht hast: Ich nehme Dich ganz lange in den Arm!!!!
Jammere! Stöne! Das steht Dir sowas von zu!
Hatte Dir schon mal gesagt.., fand ich zwischen Ärztin und Patientin damals ganz „ungewöhnlich“… und doch so beruhigend und wärmend und erleichternd, tröstend und zugleich ungewöhnlich aber nach unserem Kennenlernen so „normal gut“ und zu Dir gehörend (he was ist eigentlich normal???)
Ich habe so großen Respekt vor Dir, Deinem “Trotzdemimmerhumor“ bei Situationen, die es eigentlich nicht verdienen, es aber einfordern.
Ich sende Dir weiterhin viel Energie und alle beste Wünsche, Grüße auch an Hugo.
Ich umarme dich ganz lange und aus vollem Herzen
Silke
„Trotzdemimmerhumor“ ist toll!
Danke für Dich und Deine Umarmung!
Bald wieder mal live….
Bis gleich 🙂
Liebe Susanne,
ich fühle so mit dir. Und bin näher dran, als mir lieb ist .
Habe auch so einen, ich nenne ihn Fred. Und noch einen ohne Namen, aber ich sollte mir Gedanken machen.
Klagen ist wichtig und eine Form des Gebets.
Wenn wir klagen, sprechen wir auch mit Gott.
Wir sind unendlich viele. Wir sind nicht allein.
Du bist umgeben von Menschen, die dich lieben, auch von solchen wie mich, die dich umarmen und ganz dicht bei dir sitzen im großen Universum.
Nähe ist relativ.
Alles Liebe für dich!!! Genesung 🙏💕 Freude, Wind und Meer 🐬
Inés
Danke für Dich,liebe Ines.
Ja, wir sind uns nah, auch aus der Ferne.
Ich fühle diese unglaublich starke Begleitung in und außerhalb der Welt.
Von Herzen Susanne
Liebe Susanne,
viele Worte habe ich nicht, ich denke an dich.
Liebe Grüße von Liane
Liebe Susanne, heute war Montag und wahrscheinlich ein Tag zum jammern. Ich hoffe Du hast die Chemo halbwegs gut überstanden oder bist noch am überstehen… ich muss gestehen, dass es mich doch sehr mitnimmt, denn die gleiche Krankheit hat ja meine Mutter und Stiefmutter auch begleitet. Mich hast Du immer ermahnt, wenn die Zeit mal wieder ran war, die Vorsorgeuntersuchung machen zu lassen (ich bin da ja über die Jahre etwas großzügiger geworden) aber das werde ich wohl nun wieder strenger einhalten. Ich bin schon recht traurig, dass Du wohl mehr auf deine Patienten als auf Dich selber aufgepasst hast. Aber das liegt wohl leider in der Natur der Sache, dass man manchmal mit sich selber grosszügiger umgeht. Ich bewundere Deine Art damit umzugehen und kann im jammern (welches eigentlich gar keines ist) trotzdem noch Mut erkennen und den Willen nicht aufzugeben. Auch das Du dich für eine Chemotherapie entscheiden hast und nicht nur auf alternative Methoden setzt finde ich mutig und gut. Wie Du geschrieben hast, es gibt kein richtig oder falsch, jeder muss seinen Weg gehen. Ich drücke Dir für diesen Weg ganz doll die Daumen und mögen möglichst wenig Steine dabei im Weg liegen, denn ich finde es lagen schon genug im Weg nachdem ich Deinen Blog gelesen habe. Ich umarme Dich ganz herzlich und wünsche Dir weiter die Kraft und den Mut zu kämpfen (und hoffe natürlich sehr das Du gewinnen wirst) Karen