Die Rehabilitation nach Krebs beginnt

Die Rehabilitation nach Krebs beginnt

3. Januar 2020 1 Von susanne

30.12.2019

Wir reisen an: Schloss Schönhagen, VAMED-Reha-Klinik

31.12.2019

Erste Behandlung und Silvester-Party

01.01.2020

Neujahr ohne Programm, Ausflug nach Damp

02.01.2020

Die Reha beginnt, 1. Tag

Heute ist der 2. Januar, unser 3. Tag hier, aber der erste richtige Behandlungstag der onkologischen Reha. Und der war auch gleich ziemlich vollgepackt. Wenn ich morgen keinen Muskelkater habe, dann würde ich mich sehr wundern.

Das ging schon morgens um 8 Uhr (noch vor dem Frühstück) mit der Ernährungstherapie los. Da gab es jetzt nicht so viel Neues. Und nach dem Frühstück um 9 Uhr ging es auf´s Laufband, was hier jedoch ein Gehband ist. Am Dienstag war ich schon mal drauf und war „unterfordert“. Deshalb gab es heute eine Steigung und Steigerung und so haben wir auch meine Pulsfrequenz ein bisschen aus der Reserve gelockt. Danach ging´s gleich weiter mit der Einweisung für das Muskelaufbautraining. 8-10 verschiedene Übungen an Geräten, mit Geräten oder am Boden. Das war schon ziemlich anstrengend.

Kurze Pause

Chefarzt-Visite, kleine Umstellungen im Programm, nettes Gespräch.
Dann runter zur Physiotherapie: Wärmetherapie-Rotlicht und schnell wieder hoch zur Chefarzt-Visite mit meinem Vater. Ihm geht es ganz gut hier. Wenn er erst mal alles gefunden hat und sich eingelebt hat, wird er es gut nutzen können. Sein Hauptziel: besseres Gehen und nach meiner Erfahrung auf dem Laufband haben wir die Idee, wenn er beidseits stabilisierend, aber ohne Stock einfach mal wieder ins gleichmäßige Gehen kommt, auch die Seite trainiert, die durch den Gehstock doch wohl vernachlässigt wurde. Angeraten wurde ihm ebenfalls ein Rollator, weil die Belastung dann auch besser verteilt ist.  Ich glaube schon, dass er ihn hier mal ausprobiert. Hier sitzen ja alle im gleichen Boot… 🙂

Für mich war dann noch die Übungsgruppe „Darm“ dran, wo es um das Beckenbodentraining nach Darmoperationen ging. Hier gab es auch für mich sehr wertvolle Hinweise. So, dann war der Vormittag geschafft und ich habe mich mit meinem Vater beim Mittagessen getroffen.

14 Uhr noch mal Physiotherapie in der Gruppe, Wirbelsäulentraining. Puh, nur 20 min „leichte“ Übungen auf der Matte mit Ball, aber völlig ausreichend, um die Muskeln zum Zittern zu bringen. 🙂

Jetzt hatte ich eine Stunde Zeit und dachte, wenn ich jetzt nicht rausgehe, sehe ich die Ostsee heute nicht mehr. Und auch das ist mein Ziel: Jeden Tag 1x Ostsee. Das muss schon sein, wenn wir hier sind.

Also, halbe Stunde zum Strand hin und zurück, drei Steine…

 

…Umziehen

Die letzten beiden Behandlungs-Aktionen des Tages waren eine Craniosakraltherapie (20 min) und Elektrotherapie für den unteren Rücken. Fertig!

Und natürlich ließ es sich mein Vater nicht nehmen, mich zum Kaffee am späten Nachmittag einzuladen. Auch er hat ja einiges geleistet heute: Vortrag, Ergometer, Muskelaufbautraining, Chefarztvisite, Hockergruppe Wirbelsäule und Atmung. Und auch das Gedächtnis- und Konzentrationstraining für ihn, wann muss ich wo hin…. 🙂

03.01.2020

Heute geht es schon wieder so früh los. Runter zum Strom- Elektrotherapie. Halbe Stunde später Hydrojet. Dies soll wohl die „modernere“ Variante der Unterwassermassage sein. Man liegt auf einem Wasserbett und von unten massieren Düsen den Rücken mit kreisenden Bewegungen. Ein Symptom unserer Zeit: Geräte sollen die BeHANDlung übernehmen. Schnell rauf (auf´s Wasserbett), schnell ran (die Elektroden) und weg, viele Patienten in weniger Zeit. Es ist keine Kritik an den Therapeuten, diese sind überaus nett, mitfühlend, motivierend und motiviert.

Es liegt halt an der unglücklichen Verbindung von Gesundheit und Geld.

Die Ware Gesundheit

Wikipedia: „…Helios, bereits bisheriger Marktführer, wird damit der mit weitem Abstand größte private Klinikkonzern in Deutschland.“

Fresenius ordnet das stationäre Reha-Geschäft im Konzern neu und schafft damit die Voraussetzungen für weiteres Wachstum von Fresenius Helios und Fresenius Vamed:

Zum 1. Juli 2018 werden 38 Gesundheitseinrichtungen und 13 Service-Gesellschaften in Deutschland mit Schwerpunkt auf stationärer Rehabilitation und Pflege von Fresenius Helios auf Fresenius Vamed übertragen. Damit stärkt Fresenius Vamed seine Position als ein führender Anbieter der Post-Akutversorgung in Europa. Fresenius Helios konzentriert sich künftig noch stärker auf das Akut-Klinikgeschäft und dessen weitere Internationalisierung.

Das Transaktionsvolumen beträgt 485 Mio €, inklusive der Übernahme von Netto-Finanzverbindlichkeiten von 15 Mio €. Die Finanzierung erfolgt konzernintern. Das zu übertragende stationäre Reha-Geschäft wird im Jahr 2018 voraussichtlich einen Umsatz von rund 460 Mio € und einen EBIT (sagt etwas über den erzielten Bruttogewinn eines Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum aus) von rund 37 Mio € erzielen.

Dies nur ein kleiner Einschub, weil ich über diese Entwicklung sehr besorgt bin. Es wird das wichtigste Heilmittel in der Therapie vernachlässigt oder vergessen: Das ist der Arzt oder Therapeut selbst. Es ist die Arzt-Patienten-Beziehung, die unglaublich heilsam und hilfreich ist. Das Geschäft, die Wirtschaft und Wirtschaftlichkeit hat sich in diese Beziehung hineingedrängt. Es müssten sich alle Beteiligten in der Behandlung und dieser Beziehung an diese Genfer Deklaration des Weltärztebundes halten:

Das ärztliche Gelöbnis

Als Mitglied der ärztlichen Profession
gelobe ich feierlich, mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen.
Die Gesundheit und das Wohlergehen meiner Patientin oder meines Patienten werden mein oberstes Anliegen sein.
Ich werde die Autonomie und die Würde meiner Patientin oder meines Patienten respektieren.
Ich werde den höchsten Respekt vor menschlichem Leben wahren.
Ich werde nicht zulassen, dass Erwägungen von Alter, Krankheit oder Behinderung, Glaube, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politischer Zugehörigkeit, Rasse, sexueller Orientierung, sozialer Stellung oder jeglicher anderer Faktoren zwischen meine Pflichten und meine Patientin oder meinen Patienten treten.
Ich werde die mir anvertrauten Geheimnisse auch über den Tod der Patientin oder des Patienten hinaus wahren.
Ich werde meinen Beruf nach bestem Wissen und Gewissen, mit Würde und im Einklang mit guter medizinischer Praxis ausüben.

Ich werde die Ehre und die edlen Traditionen des ärztlichen Berufes fördern.
Ich werde meinen Lehrerinnen und Lehrern, meinen Kolleginnen und Kollegen und meinen Schülerinnen und Schülern die ihnen gebührende Achtung und Dankbarkeit erweisen.
Ich werde mein medizinisches Wissen zum Wohle der Patientin oder des Patienten und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung teilen.

Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können.
Ich werde, selbst unter Bedrohung, mein medizinisches Wissen nicht zur Verletzung von Menschenrechten und bürgerlichen Freiheiten anwenden.
Ich gelobe dies feierlich, aus freien Stücken und bei meiner Ehre.

Dies war meine Motivation, in der Ärztekammer MV tätig zu sein. Meine Erkrankung ist mir dazwischen gekommen…

Nochmals:

Die hier tätigen Menschen geben in ihrem möglichen Rahmen ihr Bestes. Dafür bin ich sehr dankbar.  Und selbst die Leitung von Fresenius gibt ihr Bestes, nämlich das Geld der Aktionäre gut zu verwalten. Hier ist ganz dringend die (Berufs)-Politik gefordert. So, genug….

Oh, wo bin ich denn nun also gelandet? Bei Wirtschaft und Berufspolitik… 🙂
Dabei bin ich doch hier nur auf Reha… 🙂

Zurück zur Rehabilitation nach Krebs

Und die ging nach dem Frühstück weiter mit dem Laufband. Das mag ich irgendwie sehr. Nebenbei lief heute sogar ein Musiktitel, der total zum Takt meiner Schritte passte. Da fing ich auf dem Band glatt an zu tanzen.

Dann zur Rezeption wegen unseres Zimmertausches. Ich hab mir beide Austausch-Zimmer angeschaut und beschlossen, dass nur mein Vater umzieht. So bleiben wir beide im gleichen Haus. Irgendwie war ich nach diesen Aktionen heute Morgen doch schon ganz schon ko und mächtig ins Schwitzen gekommen. Hier im Haus wird kräftig geschnieft und gehustet. Ich hoffe nicht, dass es mich auch erwischt. Also heiße Dusche und kurze Pause. Dabei habe ich heute dann auch einen Programmpunkt verpasst. Zum Vortrag „Gesunde Ernährung“ war ich dann wieder munter. Nach dem Mittag dann noch einer „Ziele und Reha“. Na gut, die Vorträge sind nicht so meins, sie sind jedoch gut gemacht.

Zweiter Höhepunkt des Tages: Die Yoga-Stunde. Das war wirklich toll und sehr entspannend. Freue mich auch schon auf´s nächste Mal.

Den ganzen Tag ist es heute nicht richtig hell geworden. Grau, Regen, Wolken… Und trotzdem muss ich noch raus und der Ostsee „Guten Tag“ sagen. Strandspaziergang im Dunkeln hatte ich so auch noch nicht. Jetzt geht’s zum Abendbrot, mein Vater klopft an die Tür….