Verantwortung und Schuld
Ich habe lange gezögert, diesen Beitrag „Verantwortung und Schuld“ zu veröffentlichen. Vielleicht sehe ich etwas zu „schwarz“ und doch möchte ich für dieses Thema sensibilisieren, weil es mir fast alltäglich begegnet. Alltäglich heißt aber nicht, dass es „normal“ ist.
Ja, wir tragen Sorge für andere, wir sind achtsam und gehen schon selbstverständlich mit einem Infekt nicht unbedingt zu unserem Opa. Wir husten ihn nicht an, halten Abstand und kurieren uns erst mal selbst aus. Das wissen wir, das ist normal.
Das ist Mit-Menschlichkeit, Verantwortung, Sorge und Vernunft.
Doch:
Nach vielen Gesprächen mit (vorallem) jungen Menschen der Generation meiner Kinder (20-40 Jahre), aber auch jeder anderer Generation, bin ich erschüttert und möchte es als Arzt und als Mensch einmal so deutlich wie es nur irgend geht sagen:
Niemand ist schuld, wenn ich sterbe.
Schon den Kleinsten wird beigebracht:
„Wir können Opa nicht besuchen, weil wir wollen doch nicht, dass Opa krank wird und stirbt, oder?“ Und die Großen sagen: „Ich will nicht schuld daran sein, wenn alte Leute daran sterben. Ich will nicht schuld sein, dass die Welle noch länger dauert und damit die Existenz vieler Menschen noch mehr bedroht ist.“
Der kleine 4jährige Enkel kommt nicht mehr freudig auf einen zugerannt, sondern ruft lauthals: „Abstand halten, Abstand halten.“ und verkriecht sich.
Gerade hab ich gelesen, dass es bald ein Gerät (Abstandshalter) geben wird, dass immer dann piept, wenn Du jemandem zu nahe kommst.
Ich bin mir sicher, dass dies unbewusst passiert und Ihr nicht wisst, was Ihr bei diesen Menschen anrichtet.
Sie werden es selbst als gar nicht so dramatisch empfinden. Sie sind noch jung und vertrauen uns. Sie sind bisher ohne größere Herausforderungen herangewachsen. In dem Gefühl: Es ist für alles gesorgt und der Staat sorgt für mich. Was für ein Geschenk und was für eine Falle gleichzeitig. Sie stehen nun ohne zu wissen, was es bedeutet, in der Pflicht für unsere Versäumnisse bezahlen zu müssen und werden verantwortlich – ja regelrecht schuldig gemacht für Versäumnisse im Gesundheitssystem und Fehler der Gesunderhaltung des einzelnen.
Schuld und Angst
Völlig unabhängig von allen politischen Aspekten hat eines schon sehr gut funktioniert:
Ihr habt doch tatsächlich wieder die Schuld in die Köpfe der Menschen eingepflanzt und nennt es soziale Verantwortung. In dem Strategiepapier aus dem März wird ganz offen mit den Begriffen
„Schuld und Angst“ als strategisches Druckmittel gearbeitet, um die Maßnahmen der Corona-Krise umzusetzen.
So behauptet man hier in unverantwortlicher und falscher Weise:
„Wenn sie (die Kinder) dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“
Quelle: https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/informationsfreiheit/das-interne-strategiepapier-des-innenministeriums-zur-corona-pandemie
Wie nennt man eine Person, die schuld ist am Tod eines anderen Menschen? Ich kann dieses Wort hier nicht schreiben. Wollt Ihr wirklich, dass die Kinder / Jugendlichen sich wie potentielle Mörder oder Totschläger fühlen? Das alles läuft sehr unbewusst und ohne bewusste Reflexion ab.
Liebe Eltern und Großeltern: Schützt Eure Kinder vor dieser Manipulation!
Etwas sehr Schönes im Menschen wird hier ganz bewusst im Sinne unserer Politik missbraucht, um junge Menschen zu manipulieren und gefügig zu machen.
Verantwortung und Schuld
Verantwortung, Achtsamkeit, Mitgefühl, Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft werden hier schändlich und skrupellos mit psychologischer Expertise ausgenutzt, weil offensichtlich Angst statt Aufklärung als Mittel bevorzugt wird. Selbstbewusst und selbstbestimmt kann man Verantwortung übernehmen. Diese Fähigkeiten sollen den kommenden Generationen aberzogen werden, denn selbstbewusste Menschen lassen sich nicht manipulieren und lenken.
Schuldgefühle sind eine Form der Angst und senken das Selbstwertgefühl. Und Schuld fragt im moralischen Sinne nach einem Täter und dessen Bestrafung. Dem Schuldigen droht der Ausschluss aus der Gesellschaft. Schuldgefühle sind auch politische, moralische und soziale Werkzeuge und dienen der Unterordnung und dem Gehorsam. Die Kirchen haben noch vor nicht langer Zeit mit Schuld und Sünde Jahrhunderte lang die Menschen sehr erfolgreich unterdrückt. Sie sollten sich nun aus der Erfahrung heraus in diese Vorgänge einmischen. Denn sie besitzen eine Expertise, die sie nun christlich und konstruktiv für die Menschen nutzen können.
Die Begriffe von „Verantwortung oder Schuld“ haben sehr unterschiedliche Auswirkungen auf das Verhalten und die persönliche Entwicklung der (jungen) Menschen. Und es ist sicher manchmal nicht ganz einfach, zwischen ihnen beiden zu unterscheiden.
Schuldgefühle machen definitiv krank, Angst führt zu Störungen, Fehleinschätzungen und Depression. Ein großer Markt für noch mehr Psychopharmaka für unsere Kinder! Einige werden es sicherlich durchschauen und sich aus dieser Schuldzuweisung herauszuarbeiten. Andere jedoch nicht, sie gehen den Weg in die Abhängigkeit und Depression.
Was habt Ihr mit unseren Kindern gemacht, die wir zu freiheitlich denkenden, mutigen und selbstbewussten Menschen erzogen haben?
Es gibt kein Recht auf Gesundheit.
Gesundheit liegt in der Verantwortung des einzelnen Menschen. Niemand und nichts ist schuld, wenn ich oder ein anderer immungeschwächter Mensch an Covid 19 stirbt. Diese Kampagne ist verantwortungslos und zeigt das Gesicht unserer Politiker, die diese Argumentation stützen. Das Hantieren mit Schuld und Angst zeigt mir, dass es keinerlei Skrupel und Hemmungen gibt und die Gesundheit unserer Kinder ganz offensichtlich keinerlei Rolle in der ganzen Diskussion gibt.
Solange ich atme, werde ich mich für unsere Kinder einsetzen und ich bin sicher, dass wenn andere Eltern das böse Spiel durchschauen, dass wir uns zusammenschließen werden FÜR unsere Kinder und eine wirklich freiheitliche Gesellschaft. Bitte bleibt wach und kritisch.
PS: Ein vernünftiger Umgang mit dem social distancing wäre ja, wenn man den Menschen eine Aussicht auf Beendigung, einen zeitlich begrenzten Rahmen geben würde. Dann ist es wirklich ein zeitlich begrenztes Zusammenhalten von „Das schafffen wir.“ Wir haben dann ein Ziel vor Augen, sind motiviert…
Dieses offene Ende (Es muss doch eine Definition vom Ende der Pandemie geben, oder?) ist unmenschlich und gesundheitsgefährdend.
Wer soll all die Traumen und psychischen Störungen der Leistungsgeneration später aufarbeiten?
Persönlich:
Risikopatient und Corona
Auch ich werde ja klassischerweise zu den Risikopatienten von Corona gezählt. Ich selbst sehe mich nicht so, da (für mich) der größere Risikofaktor die Angst ist. Ich hatte in der jetzigen Corona-Situation auch wunderbare Gespräche mit meinem Vater (ebenfalls Risikopatient, Diagnose Magenkrebs, Juli 2019, keine Therapie). Er vetraut auch in der aktuellen Situation zu großen Teilen auf die Selbstheilungskräfte. Und er hat recht wenig Angst.
Ich war völlig verblüfft. Das habe ich so gar nicht gewußt! Und habe ihn gefragt, ob das erst seit dem letzten Jahr so ist oder eigentlich schon immer. Und er antwortet: „Ach, das war schon immer so.“ Vielleicht ist das mit ein Grund, dass auch der Krebs ihm bisher nichts anhaben konnte. Alle Prophezeiungen sahen viel düsterer aus, als er sich im letzte Jahr gegen alle Maßnahmen entschieden hatte.
Wir freuen uns über jeden Tag!
Liebe Susanne,
Danke, danke, danke,… dafür, dass dieser Artikel entstanden ist. Du sprichst mir aus der Seele.
LG Stephan 🙏
Lieber Stephan, danke, danke, danke für die Rückmeldung.
Ich hatte schon „Angst“, ich krieg ganz anständig dafür was auf die Mütze… 🙂
Liebe Grüße Susanne
Liebe Susanne,
ganz herzlichen Dank für diesen großartigen Beitrag.
Alles Liebe
Silvia
Hallo Susanne, vielen Dank für deine tolle Zusammenfassung der aktuellen Situation. Ich sehe das ganz genauso. Auch ich gehöre zur sogenannten Risikogruppe. Aber ich habe keine Angst. Ich habe mich an die strengen Kontaktverbote gehalten – nicht weil ich sie für unbedingt notwendig gehalten habe, sondern aus Angst vor den Sanktionen (durch Mitmenschen oder auch durch die Polizei, die hier bei uns in Bayern nicht erst seit Corona extrem hart gegen Verstöße vorgeht). Mein Vater ist vor 4 Wochen ganz plötzlich und unerwartet mit 67 Jahren an einem Schlaganfall gestorben. Wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen habe ich ihn die letzten 5 Wochen vor seinem Tod nicht mehr gesehen. Hätte ich es geahnt, dann hätte ich sicherlich ganz bewusst gegen das Verbot verstoßen. Mein ganz persönliches Fazit zum Thema Kontaktverbote: Gebote: JA. Verbote: NEIN. Es ist eine Gewissensfrage.
Lieber Marco, es tut mir so leid für Dich und Deinen Vater.
Wir hatten gestern zwar einen schöneren Familienanlass, jedoch auch überschattet von Regeln und VERBOTEN. Meine Tochter hat in Hamburg geheiratet und ins Standesamt zur Trauung durften nur 4 Personen mit. Das waren dann die Eltern von Braut und Bräutigam. Mein Vater mit seinen 85 Jahren ist fast zusammengebrochen, als er erfuhr, dass er nicht mit dabei sein darf. Mit seiner Krebserkrankung war dies auch ein wichtiger Termin, auf den er in den letzten Monaten hin“gelebt“ hat. Die „Verhältnismäßigkeit“ der Maßnahmen ist schon lange nicht mehr gewahrt. Bemerkung der Angestellten im Standesamt: „Wir wollen doch alle gesund bleiben, oder?“
Ja, das stimmt, jedoch geht es mir um die Gesundheit ALLER Menschen und da gibt es eben noch viel mehr krankmachende Umstände (wie auch bei Dir in Deiner Familie) als das Virus. Aber das scheint zur Zeit alles keine Rolle zu spielen, komisch…, nein, gruselig….
Alles Liebe für Dich, pass auf Dich auf!
Susanne
Liebe Susanne,
hier mit wenigen Sätzen zu dieser spannenden Überschrift in einen Diskurs einzusteigen wäre ein Überforderunderung.
Eine Anmerkung ist mir dennoch wichtig: Das Zitat aus dem Stategiepapier erscheint mir ohne den Zusammenhang etwas schief interprtiert. Ich lese eine andere Absicht, nämlich welche Konsequenzen eine sogenannte Durchseuchung hätte, daraus. Also ein Statement (wegen der negativen Konsequenzen z.B. auf die Psyche der Kinder), das mit deiner Argumentation eher konform ist.
Zum eigentlichen Thema müssten m.E. die Begriffe Schuld (juristisch) und Schuldgefühle (moralisch) auseinandergehalten werden. Wie gesagt super spannend und einen Diskurs würdig, danke für diese Anregung.